Montalcino … allein der Klang dieses Namens ist feinste Musik in meinen Ohren. Noch bevor ich diesen Ort kenne träume ich von einem malerischen, alten Ort auf einem Hügel, umgeben von Weinbergen. Die kleinen Häusschen schmiegen sich an die Hänge, im Ort selbst sehe ich vor mir einen älteren Italiener mit Hosenträger und Hemd in seiner Ape sitzen, die in einer der engen Gassen ihren Weg sucht. Während eine ältere Frau ihre Wäsche gerade auf die Leine hängt. Mittags kommen sie zusammen bei einem Glas Rotwein, tiefrot und aromatisch gefärbt. Ein völlig romantischer Traum, aber genau das bekomme ich bei meinem Besuch in Montalcino.
Der kleine Ort liegt mitten in der südlichen Toskana, im Val d’Orcia. Er hat nicht ganz 5.000 Einwohner, liegt auf einem Hügel und ist umgeben von toskanischen Panorama, Weinhängen und Weingütern. Denn Montalcino ist vor allem berühmt für seinen Brunello. Noch so ein italienisches Wort, welches unheimlich musisch und edel klingt. Edel ist das Stichwort. Der Brunello di Montalcino ist eine der bekanntesten Rotweine – und auch einer der teuersten.
Aus diesem Grund findest du den Ort auch in jedem Reiseführer und gefüllt mit Touristen. Dennoch lohnt sich ein Besuch. Auch Menschen wie ich, die bei Touristenmassen den Rückweg antreten und auch Geschäfte auf Touristenfang meiden, finden ihr Glück in Montalcino.
Die urige Altstadt von Montalcino
Ich habe an diesem Tag eine Verabredung auf einem Weingut. Auf dem Programm steht neben einer persönlichen Führung auch eine Verköstigung. Davor schnuppere ich noch etwas italienische Bilderbuchluft. Parkplätze, wenn auch kostenpflichtig, findest du von allen Ortseingängen aus gesehen. Ich parke auf dem Parkplatz entlang der Stadtmauer in der Nähe der Chiesa della Madonna del Soccorso. Sie liegt im Norden der Altstadt. Entlang der Stadtmauer kannst auf einem Fußweg mit etlichen Bänken entlang flanieren oder unter einem der vielen schattenspenden Bäume auf einer Bank die Aussicht genießen.
Mein Weg führt mich von der Kirche aus rechts durch eine schmale Gasse hinein ins Zentrum. Vorbei an der Cattedrale del Santissimo Salvatore und weiter ins Centro Storico. Kirchen findest du natürlich wie in jeder gut sortierten italienischen kleinen Stadt reichlich. Ich schlängle mich durch die Gassen zum zentralen Platz, die Piazza del Popolo. Hier steht der Palazzo dei Priori mit dem bekannten Uhrenturm, der mit einem wunderbarem Glockenspiel begeistert. Genau hier ist damit dann leider auch das Touristenzentrum. Die kleinen Geschäfte, Enotheken und Souvenirläden schreien größtenteils nach Überpreisung und Touristenjägern.
Mein persönliches Souvenir
Etwas oberhalb jedoch zieht mich ein kleiner Haushaltswarenladen an. Er bietet toskanische Keramik und Küchenbedarf. Ich entscheide mich, mir hier ein Souvenir mitzunehmen: Ein Pici-Matarello. Ein Pastatool, welches ich definitiv nicht benötige. Pici kann ich sehr gut auch so rollen.
Andere Menschen nehmen sich Magnete als Souvenir mit, ich bringe mir eben ein kleines Pici-Matarello für ganze vier Euro mit. Ich höre Susanna, die Köchin in unserem Weingut Tenuta Pianirossi, im Geiste schon laut lachen, wenn ich es ihr heute Abend beim Abendessen zeige. Ich versüße mir das Shopping noch mit einem kleinen Plausch über frische Pasta mit der Verkäuferin, die glücklicherweise englisch spricht.
Romantik pur findest du in den Seitengassen
Aber ich bin ja eigentlich auf der Suche nach Wein – ok, der kommt später auf dem Weingut – also dann auf der Suche nach malerischer Natur. Ich verlasse damit den Touristenkern und biege in eine der Seitengassen ein. Ich bin auf der Suche nach der eingangs beschriebenen italienischen romantischen Gegend und werde schnell fündig. Ein paar mal abgebogen und mich umgibt herrliche Stille.
Ich befinde mich in einer Gasse, die idyllischer nicht sein könnte. An einer Hauswand parkt eine Ape, vor dem Haus gegenüber flattert die Wäsche. Eine junge Frau geht gerade hinein. Bunte, üppig blühende Blumen in Tontöpfen stehen auf den Fensterbänken, in Hauseingängen und vor den Mauern. Ich entdecke ein älteres Ehepaar in ihrem Garten unter einem schattigen Baum beim essen. In meiner Vorstellung sind es natürlich Pici mit einer pikanten Soße, dazu ein Landrotwein in den entsprechenden Gläsern. Was es wirklich ist, kann ich jedoch im Vorbeigehen nicht sehen.
Panorama ins Val d’Orcia
Es ist traumhaft romantisch und ich genieße jetzt meinen Ausflug in vollen Zügen. Am Ende einer der Gassen wartet ein kleiner Platz mit ein paar Bänken unter einem großen, ausladenden Baum und mit dem schönsten Panorama von ganz Montalcino. Da bin ich mir sicher. Ich sehe herab auf Weinberge, auf Olivenhaine, kleine gemütliche Gärten, es sind Obstgärten.
Ich lasse mich ein paar Minuten nieder für eine Pause. Es ist ein so schöner Blick und wirklich absolut ruhig. Hier möchte ich eigentlich gar nicht weg. Aber ich habe ja noch eine Verabredung an diesem Tag. Und so schaue ich, wohin mich ein kleiner Pfad zwischen zwei Häusern durch einen kleinen Torbogen hindurch führt. Ich befinde mich auf einem Wiesenweg, der mich durch die eben gesehenen Obst- und Olivengärten führt – hinaus und zurück in Richtung Altstadt. Ich möchte am liebsten die Hände ausstrecken und mir ein paar Kirschen pflücken.
Zurück in einer der Seitengassen Richtung der Stadtmauer umgibt mich das Flair der verborgenen italienischen Dörfer. In einem der Hauseingänge schläft eine Katze. Sie blickt nicht mal auf, während ich vorbeilaufe. Eine Straße weiter steigt ein junger Italiener in einer Arbeitshose und mit Arbeitsstiefel in eine verbeulte Ape und knattert davon. Nur noch wenige Schritte und der trubelige Ortskern hat mich wieder. Zwei Biker im sportlichen Outfit steigen gerade vom Rad und wenden sich Richtung Gelateria. Eine kleine Touristengruppen biegt um die Ecke des Glockenturms an der Piazza del Popolo.
Montalcino für Genießer
Ich kehre auf einen Caffee und ein Dolci im alt- ehrwürdigen Caffè Fiaschetteria Italiana 1888 ein. Direkt gegenüber beherbergt eine großer Torboggen die Logge di Piazza. Der schönen, gemütlichen Außenbereich, so wie die und Teller sehen sehr ansprechend aus. Zum Essen würde ich auf jeden Fall dort einkehren.
Ein weiterer Tipp für einen Vino oder Caffee ist die Bar Enoteca Il Leccio, die in der kleinen Gasse etwas oberhalb des Glockenturms zu finden ist. Hier kann man ebenfalls wunderbar seine Zeit vertrödeln. Das hatte ich gleich zu Anfang meine Besuchs in Montalcino ausgetestet. Hier kommt eigentlich jeder mal vorbei, so dass es immer viel zu gucken gibt. Am Nebentisch hatten zwei junge Holländerinnen Platz genommen. Ihre Reiseführer und die Spiegelreflexkamera lagen auf dem Tisch , während sie ihren Cappuccino genossen, vom Aussehen her könnten es Backpacker gewesen sein. Links von mir gönnte sich ein italienisches Pärchen einen Vino, eine Coke und ein Panini.
Arrivederci liebes Montalcino
Aber so langsam wird es Zeit für mich zu meinem Auto zurückzukehren und mich auf den Weg zu dem Weingut zu machen. Während ich also über das Pflaster laufe gebe ich dir noch fix eine Info zur Festung von Montalcino. Sie befindet sich direkt am Anfang der Altstadt. Man kann zwar durch den Innenhof laufen, aber zu sehen ist dort nichts. In eine der Ecken befindet sich die Enoteca La Fortezza, über die man wohl auf die Festungsmauer nach oben kommt. Da auch hier alles herrlich nach „Achtung Touristenmassen“ schreit, schenke ich mir dies.
Du bist in Montalcino gut aufgehoben, wenn du die Touristentour abspulst, als Weinliebhaber kommst du auf jeden Fall hier auch auf deine Kosten, aber auch Bewegungsbegeisterte finden hier viele Möglichkeiten. Es gibt rund um Montalcino viele schöne Wanderwege, Spazierwege und Bikerouten. Einen gemütlichen Bummel wie ich ihn gemacht habe mit Pausen in den Cafés und Enotheken kann ich dir genauso ans Herz legen.
Weitere Ausflugstipps wären Pienza und Bagno Vignoni. Lust auf Pici? Mein Rezept für Toskanafeeling zu Hause findest du hier.