Johannisbeer-Ricotta-Kuchen

Mini-Crostata di ricotta e ribes

Ihr habt es euch auf Instagram gewünscht. Hier kommt nun mein Rezept für den italienischen Traum eines Mini-Frucht-Käsekuchens: Mini-Crostata di ricotta e ribes rosso. Zum Ende der Johannisbeerensaison kröne ich diese spritzig-saure Frucht mit meinem luftig-saftigen Rührboden und frischem Ricotta. Perfekt, wenn ihr euch nach einem Tag am Meer, einem Gang über den italienischen Markt oder dem Schlendern durch eine romantische Altstadtgasse mit Wäsche vor den Fenstern und knatternden Vespa sehnt.

Ein solcher Tag schreit geradezu nach einem Dolci und Cappucchino, oder? So ging es mir zumindest am letzten Wochenende. Ich hatte große Italiensehnsucht und Lust auf Kuchen. Was tun, wenn man wie ich also allein ist und an diesem Tag keine Gäste erwartet? Der ein oder andere mag zum Bäcker seines Vertrauens marschieren, ich tobe mich gern selbst in der Küche aus. Ein Blick in den Kühlschrank und meine Eigenkreation nahm Gestalt an. Tatsächlich habe ich für diese kleinen Törtchen kein Rezept zu Rate gezogen sondern improvisiert. Umso begeisterter bin ich, dass der Teig so saftig-locker geworden ist. Eigentlich perfekt, so wie ich ihn gern mag.

Die kleinen Törtchen sind Eigenschutz

Es gibt garantiert eine Vielzahl an Rezepten für eine solche Crostata. Aber wieviele Rezepte davon mögen sich wohl finden für exakt zwei kleine Törtchen in dieser Tortenbodenform? Ich möchte aber nur eine kleine Single-Portion und nicht einen großen Kuchen. Klar, ich wäre auch einen großen Kuchen davon losgeworden, tatsächlich ist es aber reiner Selbstschutz. Denn der ist so so so lecker, die Selbstdisziplin hätte ich nicht gehabt. Ich hätte ihn nicht weitergegeben sondern hätte ihn am Ende aufgegessen. Einen Kuchen. Einen ganzen Kuchen! Allein! Daher also lieber zwei kleine Törtchen.

Crostata di ricotta e ribes
Wenn die Gabel durch den Teig gleitet ist es wie ein Gedicht.

Ich liebe Käsekuchen. Den könnte ich permanent verdrücken. Quark und auch Ricotta gehören in meinen Kühlschrank wie das Licht darin und Johannisbeeren esse ich die ganze Zeit bereits reichlich. Schon als Kind habe ich sie in der Saison kiloweise solo, in Joghurt oder Quark, als Kuchen und in Marmelade gefuttert. Das hat sich bis heute nicht geändert.

Meine Kreation ergibt absolutes Sommerfeeling. Der Boden besteht aus einem Rührteig. Dieser ist so saftig leicht (ich weiß, ich wiederhole mich) gelungen, weil ich die einzelnen Komponenten schaumig aufgeschlagen habe. Darüber ergießt sich ein Fruchtspiegel aus Johannisbeeren, der einen ersten Frische-Kick zaubert. Es folgt eine cremige Ricottaschicht, die gekrönt wird mit Johannisbeeren, die beim Backen etwas in den Teig einsinken. Ein paar gehackte Mandeln vollenden meinen kleinen italienischen Dolci-Traum. In der italienischen Kuchentradition wird oft noch ein Teiggitter über alles gelegt. Ich habe mir inzwischen dieses wieder abgewöhnt umzusetzen, weil es mir einfach zu üppig wird. Es erdrückt schlicht den leckeren Kuchen für meinen Geschmack. Da verweigere ich mich ausnahmsweise mal der italienischen Backweise.

Kann man beim Backen improvisieren?

Eigenkreation beim Backen? Geht das nicht schief? Ich liebe es ja einfach in der Küche aus Zutaten etwas auszuprobieren. Mit zunehmender Erfahrung funktioniert das sehr gut. Theoretisch geht so was auch beim Backen. Aber: Man muss ein bestimmtes Mengenverhältnis bei den Zutaten beachten und auch generell wissen, welche Zutaten welchen „Job“ im Teig haben, so dass es natürlich schmeckt, aber vor allem eben eine entsprechende Teigkonsistenz hat und daraus ein essbarer Kuchen wird. Also ganz frei Schnauze geht es beim Backen tatsächlich nicht.

Einen Satz möchte ich noch zu dem Ricotta sagen. In Deutschland finden wir inzwischen in den Supermärkten Ricotta im Kühlregal. Wer bereits in Italien an der Käsetheke und auf dem Markt war oder das Glück eines italienischen Supermarktes mit Käsetheke hat, weiß vielleicht, dass dieser Ricotta ganz anders ist als ein frischer Ricotta aus Schafskäse. Er ist mildcremig und hat einen solch phantastischen Geschmack, während der eher feste Supermarkt-Ricotta aus Kuhmilch und eher leicht säuerlich schmeckt. Beide Varianten sind nicht mit einem Frischkäse wie etwa Philadelphia vergleichbar. Ich hatte einfachen Supermarkt-Ricotta im Kühlschrank. Es war allerdings eine Sorte von Galbani mit einer cremigen Konsistenz, den ich neu im Kühlregal entdeckt habe.

Crostata di ricotta e ribes
Direkt aus dem Ofen – noch warm und lecker duftend

Die Zutaten:

Für die zwei Minitörtchen-Formen brauchst du: 50g weiche Butter, 30g Zucker, ca 90 g Mehl, 1 Ei, 1 P Vanillezucker, eine Messerspitze Backpulver

Für den Fruchtspiegel: ca 6 Rispen Johannisbeeren, 1 EL Milch

Für die Creme: 2-3 EL Ricotta, ½ Vanilleschote, einen Schuss Milch

Für das Topping: einige Johannisbeeren und eine kleine Handvoll  gehackte Mandeln

Crostata di ricotta e ribes
So gehen die kleinen Stars in den Backofen.

Los gehts:

Die Johannisbeeren waschen und von den Rispen ziehen. Die Törtchenformen gut einfetten und mit etwas Mehl bestäuben.

Die Butter schaumig rühren, langsam den Zucker und den Vanillezucker einrieselnllassen und weiter aufschlagen. Das Ei in einer kleinen Schüssel mit der Hand aufschlagen und in die fluffige Butter-Zucker-Masse rühren. Der Teig ist schaumig. Nun rührst du das Mehl mit dem Backpulver ebenfalls ein. Diese luftige Masse füllst du in die beiden Förmchen bis etwas unterhalb des Randes.

Crostata di ricotta e ribes
Zuerst schichtest du den Teig, dann den Fruchtspiegel darüber.

Die Johannisbeeren für den Fruchtspiegel zerdrücken und mit der Milch von Hand weiter zerdrücken und aufschlagen. Es wird ebenfalls etwas schaumig. Den Fruchtspiegel auf dem Teig verteilen.

Den Ricotta mit der Vanille und etwas Milch – du ahnst es – ebenfalls von Hand cremig aufschlagen. Bei einem großen Käsekuchen würde ich hier immer ein Eigelb einschlagen, das ist aber zu viel für die kleine Masse, daher behelfe ich mir einfach mit etwas Vollmilch. Es sollte eine cremige Masse mit leichter Vanillenote entstehen, die du über den Fruchtspiegel streichen kannst. Die Törtchenform ist jetzt bis zum Rand voll. Oben drauf verteilst du noch die restlichen, ganzen Johannisbeeren und die gehackten Mandeln.

Crostata di ricotta e ribes
Die Creme verteilst du auf dem Fruchtspiegel…
Crostata di ricotta e ribes
… setzt dann noch mal Frucht und Mandel darüber.

Du setzt alles auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech in den vorgeheizten Ofen auf 175 Grad. Backblech mit Backpapier daher, weil gegebenfalls der Teig zu hoch geht und über den Rand hinunter läuft. In meinem Fall habe ich es aber geschafft, perfekt abzustimmen. Der Teig geht zwar etwas hoch, aber läuft nicht runter. Die Backzeit ist ca 30 Minuten.

Den Kuchen gut auskühlen lassen. Noch besser schmeckt er, wenn er über Nacht im Kühlschrank durchgezogen ist.

Als träumerische Begleitung empfehle ich dir einen Ausflug nach Ligurien: Zum Beispiel zu den Cinque Terre oder nach Lerici. Dir ist mehr nach Gardasee? Dann lasse dich von der Isola del Garda verzaubern.

Du hast jetzt richtig Feuer gefangen nach erfrischend-spritzigen Kuchen? Dann schau dir mal die Limonen-Tarte mit Limoncello an.

Johannisbeer-Ricotta-Kuchen
Die erste Gabel auf der Zunge – der Teig, die Creme und die Frucht zergehen