Durch die Küchen Sardiniens mit Andarinos

Auf meinen Reisen durch Italien und ganz besonders Sardinien mit seiner reichen Kultur gucke ich auch immer in die Küchen, Kochtöpfe und einfach überall hin, wo es um kulinarische Leckereien geht. Mein Herz schlägt vor allem für die alten und traditionellen Rezepte. Ich möchte von den Mamas und Nonnas lernen und sie zeigen und weitergeben um gleichzeitig die Rezepte und Traditionen unvergessen zu machen. Zuletzt führte mich meine Sardinien-Reise wieder zurück zur wundervollen Pina um die anspruchsvollen, zauberhaften, aber auch inzwischen sehr seltenen Andarinos zu lernen.

Auch ich habe glücklicherweise noch so viel Wunderbares zu lernen. Und das geht am besten mit anderen. Noch besser: Direkt am Ort der Entstehung mit den Locals, die die Seele des Gerichts kennen, ihre Traditionen leben und einfach wissen wie es geht. Darüber hinaus macht es viel mehr Spaß und ist auch einfach erfolgreicher. Diesmal stand auf meiner Liste SOS Andarinos.

Die Pasta Andarinos stammt aus dem Norden Sardiniens

Diese zauberhafte, aber schwere Pasta stammt aus dem Dorf Usini in der Provinz Sassari. Das liegt im wunderschönen, etwas raueren Norden Sardiniens. Diese besondere handgemachte Pasta mit ihrer filigranen, spiralen Form ist vom Aussterben bedroht. Sie ist nicht ganz leicht und nur wenige Sarden wollen sie heute lernen. Es gibt sie nicht im Supermarkt zu kaufen und ich habe sie auch noch nicht auf einer Speisekarte entdeckt. Meine Mission ist klar: Ich lerne Andarinos und zeige Euch diese wundervolle Pasta.

Also habe ich diesen Oktober auf Sardinien Pina besucht. Pina steht für die traditionelle sardische Küche mit Herz und voller Passion. Mit ihr habe ich bereits 2021 Fregola und 2022 Culurgiones gemacht und der Kontakt ist nie abgerissen. Pina ist meine Quelle und Inspiration rund um die sardische Kultur. Wenn wir gemeinsam in ihrer Küche sitzen wärmt es mir immer die Seele. Diese warmherzige Frau ist meine Sardinien-Oma und mir inzwischen ans Herz gewachsen.

Ich besuche Pina in Abassanta auf Sardinien

Mit Pina macht Pasta lernen einfach richtig Spaß und der ganze Tag ist ein einziges Fest. Angefangen beim Verwöhn-Frühstück bis hin zum mehrgängigen und reichhaltigen Pranzo und unterbrochen von vielen Caffè. Ich habe dafür extra fleißig italienisch sprechen geübt, den Pina spricht nur italienisch und sardisch. Nach unserer herzlichen Umarmung wartete auch schon mein Collazione auf mich: Sa Timballa – ein sardischer Karamellpudding. Meine Augen leuchten. Schon brodelt auch schon die Bialetti für einen guten Caffee. Oh welche Wonne, als mein Löffel durch diesen soften Pudding und den süßen Karamellkern fährt. Der erste Bissen im Mund. Ich liebs.

Selbstgebackene Waffeln gibt es auch. Pina verwöhnt mich einfach wie eine echte Nonna. Auch wenn man es ihr nicht ansieht, sie hat bereits eine 7 vor Ihrem Alter. Den ganzen Tag begleitet uns unser herzliches Lachen. Wir haben uns viel zu erzählen, auch wenn es bei mir etwas holprig ist und auch wieder unterbrochen ist, weil ich Hilfe von meiner Sprachapp brauche.

Der Teig braucht nur Semola, Wasser und Salz

Während wir in der Küche sitzen, blubbert im Hintergrund ganz leicht auch schon der Sugo für unsere Pasta später. Was für ein Wohlfühlmoment. Damit wir aber für den Sugo auch was zu essen bekommen, lege ich mir die Schürze um. Zuerst heißt es Teig kneten. Wie üblich auf Sardinen besteht auch der Teig für Andarinos nur aus Semola, Wasser und Salz. Diese mische ich im Xivedda, dem typischen sardischen Topf und dann knete ich.

Und wie ich knete. Ich lerne den Teig für die Andarinos wie eine echte Sardin zu kneten. Das heißt auch, mit viel Energie und Kraft. Obwohl ich selbst bereits unzählige Teige geknetet habe, werde ich bei diesem von Pina durchaus korrigiert. Gut so, denn ich will es wirklich richtig machen.

Un altro caffe während der Teig ruht. Zeit für die Geschichte dieser Pasta.

Die Geschichte der Andarinos

Die Entstehung der Andarinos ist nicht genau überliefert. Sie werden aber bereits im 17. Jahrhundert als eine Pasta erwähnt, die von sardischen Frauen auf der ganzen Insel rein per Hand und nur für spezielle Anlässe wie etwa eine Hochzeit gemacht werden. Im Laufe der Zeit verschwanden sie dann in den Dörfern, bis im Norden das Dorf Usini übrigblieb. Heute feiern die Einwohner die Sagra „Andarinos de Usini“, um diese Pastatradition zu erhalten. Unvorstellbar, oder?

Eine Pastasorte, die nur in einem einzigen sardischen Ort noch wirklich von Hand traditionell hergestellt wird?! Auf Sardinien gibt es mehrere solcher Beispiele. Da wären unter anderem die Lorighittas aus Morgongiori oder SOS Cannisones aus Ula Tirso. Das ist das was mich noch mehr auf Sardinien so fasziniert.

Ich bewundere diese elegante Form der Andarinos, das feine Muster, diese sanft Drehung, wie sich diese Pasta einfach dahinschmiegt. Als ob sie sich wie eine wunderschöne, stilvolle Frau präsentiert. Die feinen Poren des Semolas scheinen noch durch und ich weiß, diese Pasta sieht nicht nur unglaublich schön aus, sie wird auch herausragend schmecken.

Andarinos werden mit mit dem Daumen und kurzen Bewegungen geformt

Nachdem der Teig ausreichend lange geruht hat, rollen wir schmale Teigstränge, schneiden zirka 8 – 10 Zentimeter lange Stücke daraus und formen diese besondere, gemusterte Spiralform, in dem wir mit dem Daumenansatz in mehreren kurzen Bewegungen die Stücke über entsprechend gerilltes Brett drücken. Üblicherweise wird diese Pasta in der sardischen Sonne getrocknet, bevor sie dann in einem Fleischsugo gekocht und mit Pecorino Sardo serviert wird.

Pina zeigt mir wie es genau geht und stellt mit so viel Gefühl und Leidenschaft wundervolle Stücke her. Und dann starte ich – und wie zu erwarten, mein erstes Stück wird „einzigartig.“

Jetzt heißt es üben, üben, üben. Die nächsten Stunden gehe ich ganz in der Arbeit auf. Es lohnt sich. Meine Andarinos machen Fortschritte. Mit viel Geduld zeigt mir Pina immer wieder die besondere Technik, gibt mir Unterstützung und auch Tipps, wie ich beispielsweise meine Hände und Finger am besten halte und wie ich mein persönliches Gefühl für den Druck und die Drehbewegung finde.

Aber gemeinsam macht es riesig Spaß und wir haben uns sowieso viel zu erzählen. Langsam füllt sich der Korb für den Pranzo.

Das Essen ist ein Fest

Und der Pranzo ist ein einziges Fest. Andarinos werden wie beschrieben mit einem deftigen Fleischsugo gegessen und Pinas ist umwerfend. Ich könnte mich in die Schüssel legen vor Glück. Der Duft ist gigantisch, der Anblick dieser goldenen Pasta mit ihrem saftigen, roten Sugo ist unbeschreiblich. Ich gönne mir also noch einen Nachschlag und strahle.

Auch wenn ich satt bin, geht anschließend noch Pecorino, Pane Carasau, Trauben und etwas von Sa tumballa hinein, bevor ich weiter übe. Es ist einfach zu lecker. Gefühlt werde ich diese nächsten Tage wohl nichts mehr essen.

Was für ein wundervoller Tag, der in meinem Herzen bleibt. Schau dir mein glückliches Gesicht an mit meinem Korb. Molto Felice. Danke Pina für diesen großartigen Tag, das Verwöhnprogramm und dass ich von Dir so viel lernen darf. Grazie per la splendida giornata! Ich freue mich schon jetzt auf unsere nächstes Treffen.

Einen Tag später sass ich direkt wieder auf der Terrasse meines Ferienhauses und formte Andarinos. Wie ich es auch meinen Gästen in meinen Pastaworkshops vermittle, Du lernst richtig gute Pasta und die Form nicht in zwei Stunden. Es ist der Start einer Reise, an dem Du danach weiterüben musst. Das gilt für mich genauso. Es ist eine phantastische Reise und ich freue mich sehr auf die nächsten Etappen.

Erlebe es selbst in meinen Workshops

Alles das, was ich in den Küchen auf meinen Reisen erlebe, die Familienrezepte und Traditionen ist das, was ich in meinen Workshops weitergebe. Aber erlebe es doch einfach selbst – hier in Deutschland auch wenn Du keinen Urlaub hast. Schau hier mal in meine Pastaschule und entdecke mit diesem Klick hier Deine nächsten Möglichkeiten mit mir Pasta zu machen. Ich biete auch regelmäßig Sardinien-Specials an – einzigartige Workshops in Deutschland.

Entdecke mit mir auch Fregula, Su Filindeu, Ricotta in den Bergen Sardiniens.