Mit diesem Teller voll handgemachter Tagliatelle al limone verbeuge ich mich vor dem wunderschönen Gardasee. Gleichzeitig stille ich mein Fernweh und schwelge in diesen vielen, glücklichen Momenten, die ich bereits schon dort erlebt habe. Dabei habe ich mein Grund-Rezept noch einmal weiterentwickelt.
Es schmeckt wie eine Fahrt entlang der Gardesana Occidentale. Wenn ich mich mit einem kurzen Blick auf die Bucht von Salò durch die vielen Serpentinen und Tunnel schlängle. Häufig genug hoffe, dass es keinen breiten Gegenverkehr gibt, die Fenster offen, ein leichter Wind und der rechts an der Uferlinie immer wieder aufblitzende und funkelnde See versprechen Leichtigkeit und Glücksgefühle.
Ich weiß, Limone sul Garda ist in den meisten Herzen, aber ich bin glücklich meine Nase an die Zitronen in der Limonaia “La Malora” in Gargnano zu halten, einen Limoncello oder eine Zitronenlimo mit Jemand der Gandiss-Familie zu trinken und dabei mir kurz von der Arbeit im Zitronenhain, von der Ernte oder der Saison erzählen zu lassen.


Gargnano vereint die Geschichte der Zitronen und Oliven mit dem eleganten Riviera-Gefühl
Ich freue mich durch die Gassen von Gargnano zu schlendern, vorbei an den bonbonfarbenen Häusern und die Füße auch mal an einem der Holzstege am Seeufer gemeinsam mit meiner Seele baumeln zu lassen. Ich bekomme nie genug, wenn ich auf dem Zitronenweg die Häuser und Orangenbäume hinter mir lasse und den Blick freigeben auf die spektakuläre Natur, die sich vor mir wie ein schönes Gemälde erstreckt. In die sich zu den Felsen anhebende Wände schmiegen sich einzelne Häuser gemeinsam mit aufragenden Zypressen und unterbrochen von den Resten alter Limonaien.
Wieder und wieder komme ich an Olivenhainen vorbei, knorrige alte Bäume, die aber auch nach so vielen Jahren noch dankbar ihre Früchte tragen. Neben der Jahrhundertealten Geschichte der Zitronen gehören nämlich auch die Oliven zur Erfolgsgeschichte der Region.
Aus diesem Grund habe ich auch das hier gepresste Olivenöl aus den Casaliva-Oliven in mein Rezept eingebaut.





Spaghetti all limone ist am Gardasee bereits jahrundertealt
Dieses Sommerrezept mischt meine eigenen Erinnerungen an meine schönsten Gardaseemomente mit der Geschichte der Region. Ich schmecke und rieche diese einzigartige Ära des florierenden Zitonenanbaus, die hier am Westufer überall zu spüren ist. Ergänzt um die harte Arbeit in den Olivenhainen und bei der Verarbeitung in den Ölmühlen und doch noch mal gemischt mit diesen mondänen Zeiten, also nicht mehr der heutigen legendären Rivaboote auf dem Wasser cruisten.
Dazu gehört natürlich das ebenso legendäre Gericht für Spaghetti all limone. Dessen Geschichte fängt ebenso schon vor Jahrhunderten an. Eben in der Zeit, in der die Zitronen an den Gardasee kamen und die Menschen in ihren Küchen mit den lokalen Produkten experimentierten.
Diese Pasta ist pure Eleganz
Für mich ist es ein elegantes Gericht. Denn Spaghetti oder die schmalen Tagliorini winden sich sinnlich auf dem Teller. Wie die eleganten Damen an Bord der nicht weniger eleganten Rivaboote.
Diesmal habe ich allerdings Tagliatelle gemacht. Zum einen, weil sie mit ihrem breiteren Band mehr Fläche für den Zitronensud bieten – und zum anderen hatte ich eigentlich richtig Lust mal wieder Tagliatelle ganz simpel mit dem Maschinenaufsatz zu schneiden.
Tja, letzteres wurde nichts. Als ich für diese wunderbare Struktur der Pasta die Teigbahn per Hand ausrollte und mir dann die Pastamaschine sammt Messeraufsatz schnappen wollte, fehlte dieser. Die Pastamaschine war an ihrem Platz, der Schneideaufsatz jedoch nicht. Meine Vermutung war, dass er zwischen das Zubehör für meine Pastaworkshop geraten und sicher verstaut im Keller lag. Dem war auch so, wie ich später checkte.
In diesem Moment aber, in dem der Teig bereits ausgerollt auf die Weiterverarbeitung wartete, entschied ich daher doch zügig zum Messer zu greifen. Du darfst bei diesem Rezept also auch gerne ohne schlechtes Gewissen die Tagliatelle mit Deiner Pastamaschine schneiden. Solltest Du jedoch keine haben, ist es wie Du sieht nessun problema.


Wichtig: Die bewusste Auswahl der Zutaten
Was für dieses Rezept dagegen essentiell ist, ist die Auswahl der Zutaten. Nimm Dir dafür Zeit und wähle bewusst, statt nur schnell im Supermarkt zu etwa auf Deiner Einkaufsliste zu greifen.
Zitronen vom Gardasee schmecken saftig, spritzig, sonnig und mild. Keinesfalls bitter oder sauer. Wenn du einen Zitronenbaum im Garten hast, der Früchte trägt, perfekt. Vor allem kannst Du dann auch die Blätter im Sud mitkochen. Schon kommen mir die Erinnerungen hoch, wenn ich mit Carla am Gardasee koche und wir mal eben im Garten Zitronen ernten, bei Bedarf. Kilometer Null.
Wenn Du die Möglichkeit hast eine der besonderen Zitronen aus den wenigen Limonaien am Westufer des Gardasees zu bekommen, noch viel besser. Denn diese tragen natürlich nicht nur die wahre Seele der Region in sich, sie sind auch geschmacklich perfekt mild mit einer leichten Spritzigkeit für das Sommerfeeling am See.
Diese hohe Qualität entsteht nicht nur durch das Klima, sondern vor allem durch das immer noch existierende Handwerk, mit dem die Zitronen versorgt werden. Statt eingesetzter Maschinen steigen die Zitronenbauer noch immer auf die Leiter, pflegen, versorgen und Ernten immer noch per Hand.

Was Du in zu Hause in Deutschland tun kannst
Sollten allerdings weder Plan A noch B bei Dir zutreffen, dann achte beim Einkauf auf eine milde Sorte, reif und von der Sonne verwöhnt. Es eigenen sich beispielsweise die berühmten Amalfizitronen oder die Mayer-Zitronen. Kennst Du das zum Beispiel bei einem Gelatokugel limoni, wenn sie so richtig sauer schmeckt und du in diesem Fall erfrischend freudig zusammenzuckst? Genau das soll hier nicht passen.
Dies ist einmal mehr wichtig, weil ich diesmal einen richtigen Sud gekocht habe, bei niedriger Hitze, genau damit die Zitronen nicht bitter werden.
Zudem habe ich bewusst zu einer Olivenölflasche vom Gardasee gegriffen, statt zu der Olivenölflasche, die ich gerade von Sardinien nutze. Am Gardasee wächst vor allem die Sorte Casaliva. Sie ist leicht fruchtig und ganz elegant, was eine zusätzliche Verfeinerung meines Gerichts ist. (Und ich hatte mir aus Italien noch die Pastaeier mitgebracht)


Perfekt zum Sommer gibt es dazu noch ein paar gebratene Tigergarnelen – saftig, zart und leicht im Geschmack.
Dieses Rezept soll Deine Emotionen und Erinnerungen wecken
Du merkst beim Lesen schon, ich verbinde mit diesem Rezept Emotionen. Wenn ich zur Olivenölflasche vom Gardasee greife, mir bei der Auswahl der Zitronen Zeit lasse, dann setzen sofort Erinnerungen in meinem Kopf ein, die verbunden sind mit dem Duft in meiner Nase, der Farben, die ich gerade sehen oder später eben der Geschmack auf der Zunge.
Ich wünsche mir, dass Du beim Nachmachen meines Rezeptes in Deinen eigenen Emotionen schwelgen kannst.
Wir legen los, andiamo.
Dir fehlt Zubehör?
Ach so, falls Du nicht wie ich, beim Tagliatelle schneiden zum Messer greifen magst, hole Dir doch eine Pastamaschine (und behalte das Zubehör zusammen) – (Die folgenden Affilitate-Links leiten Dich zu Amazon. Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen eine kleine Provison, mit der ich die monatlichen Kosten dieser Website stütze um Dir auch weiterhin solche Rezepte bieten zu können)
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Tagliatelle al limone del Lago di Garda
Schwierigkeit: Einfach1
Portionen1
Stunde10
MinutenMit diesem Teller voll handgemachter Tagliatelle al limone beamst Du Dich an den wunderschönen Gardasee. Es ist eine Hommage an Sonnentage in einer florierenden Zeit.
Zutaten
- Für den Pastateig:
60g Farina Typ 00 (alternativ Weizenmehl 405), 40 g Semola, ein Ei, Spritzer Olivenöl (ggf. der Variante Casaliva vom Gardasee)
- Für den Sugo:
20 g Butter
1 Bio-Zitrone
Für den Zitronensud: 0,4 l Wasser, zwei Bio-Zitronen (Saft, ebenso wie die Schalen), sofern vorhanden Zitronenblätter
Salz für das Wasserwasser
Und so geht es
- Für den Teig die beiden Mehle mischen, auf der Arbeitsfläche in die Mitte eine Mulde drücken und dort Ei, Salz und Öl hineingeben. Mit einer Gabel erst gut verquirlen. Erst dann das Mehl von außen nach innen einarbeiten. Sobald möglich, mit den Händen kneten bis Du einen geschmeidigen, glatten Teig hast. Dies dauert ca. 10 Minuten. Als Kugel geformt in Frischhaltefolie gewickelt für 30 Minuten ruhen lassen.
- Nach dem Ruhen den Teig mit einem Nudelholz oder der Pastamaschine rund 2 mm dünn ausrollen. Entweder mit dem Messeraufsatz der Maschine in Tagliatelle schneiden oder den Teig mit Mehl besteuben, in die Mitte falten und mit einem scharfen Messer 8 mm schmale Streifen schneiden. Du kannst die Streifen einzeln aufziehen oder mit dem Messer darunter gehen und die Streifen auf einmal aufziehen. Etwas Semola oder Mehl darüber geben und zur Seite stellen – entweder mit einem Geschirrtuch abgedeckt oder zum antrocknen einfach an der Luft lassen.
- Für den Zitronensud zwei Zitrone auspressen, Schalen in Scheiben oder Viertel schneiden und mit dem Wasser kurz aufkochen (langsam – bei niedriger Hitze, sonst wird es bitter) und wenige Minuten bei ganz schwacher Hitze weiterköcheln. Die Garnelen waschen, entdarmen und mit etwas Zitronensalz einreiben. Das Wasser für die Pasta zum Kochen bringen, mit Meersalz salzen und die Tagliatelle ein bis maximal zwei Minuten kochen.
- Eine Pfanne aufstellen und die Garnelen kurz darin von beiden Seiten anbraten. Herausnehmen (damit sie saftig bleiben) und in der Pfanne nun Butter erhitzen, die Temperatur ganz niedrig stellen und den redizierten Zitronensud hinzufügen. Nur so viel, dass es eine leicht flüssige Soße ergibt. Die Hälfte der übrigen Zitrone auspressen ebenfalls hinzufügen. Die Tagliatelle, leicht bissfest, in die Pfanne geben, die Garnelen ergänzen und alles gut mischen. Es sollte cremig-spritzig sein. Bei Bedarf noch etwas Pastakochwasser ergänzen. Einige Zesten der Zitrone hineinreiben und die Pasta auf dem Teller anrichten.
Rezept-Video
Notizen
- Im Originalrezept für Pasta al limone wird noch Grana Padano hineingerieben. Da ich das Gericht mit Garnelen serviere, reduziere ich auf Butter und den Zitronensud.
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