Dorgali

Autunno in Barbagia – zum Herbstfest nach Dorgali

Im Herbst kannst Du in der Region Barbagia zahlreiche Dörfer, deren Kultur, Traditionen, Handwerk und die lokale Küche kennenlernen. Diesmal besuchte ich das Herbstfest in Dorgali an der Ostküste Sardiniens in der Provinz Nuoro. Das Bergdorf schmiegt sich am Fuße des Supramonte mit seinen schmalen, steilen Gassen und seinen bunten Häusern. Kommst Du mit auf einen Spaziergang?

Dorgali kennst Du vielleicht, wenn Du schon in Cala Gonone mit seinen Traumbuchten warst oder auf der Panoramastrecke der SS 125 zwischen Dorgali und Baunei durch das Supramonte gecruist bist. Im direkten Umland liegen verschiedenen Grotten, Nuraghen, des Kultortes von Serra Òrrios und weitere wichtigen Kulturstätten.

Im Rahmen des „Autunno in Barbagia“ öffnen die Sarden ihre Häuser und Höfe

Aber ob Du schon in Dorgali selbst gehalten hast? Das Dorf hat etwas mehr als 8.000 Einwohnern und hat so einiges zu bieten. Im Rahmen des Herbstfestes bekomme ich einen liebevollen Einblick in das Dorfleben gezeigt. Vom 7. September bis 15. Dezember veranstaltet die Camera di Commercio di Nuoro, die Handelskammer Nuoro, jedes Jahr den „Autunno in Barbagia“. Im Rahmen der Herbsfeste können dabei Besucher die verschiedenen Dörfer kennenlernen. Schwerpunkte sind immer die besonderen handwerklichen Produkte und natürlich auch das lokal typische Essen, welches die Einwohner vorstellen.

In der Barbagia gibt es davon reichlich zu entdecken. Es ist eine meiner Lieblingsregionen und steht für ganz wichtige kulinarische Rezepte – Dorgali ganz speziell einmal mehr. Also los geht’s an diesem sonnig-warmen September-Wochenende.

Dorgali

Ich parke das Auto etwas oberhalb an der SS 125 und schlendere durch die Seitengassen in Richtung Dorfkern. Als ich um eine der Ecken biege, höre ich schon die sanften mir bekannten Klänge von Stefania Deluigi Branca. Ich bin überrascht und erfreut, denn die Sängerin habe ich vor zwei Jahren in Lollove das erste Mal gehört und genieße ihre traditionelle Musik der Region.

Regional typisches Handwerk sind beispielsweise Masken, aber auch Keramik und Weidenkörbe

Direkt nebenan tauche ich schon in die beseelte Welt von Dorgali ein. Noch beschwingt von der wundervollen Musik schaue ich mir die für die Region typischen Masken und ihre Erklärung dazu an. So greifen sie unterschiedliche Legenden auf wie beispielsweise die der Domus de Janas, der Feen Sardiniens.

Dorgali
Dorgali
Dorgali
Dorgali

In den Geschäften und Höfen entlang der Straße sind die Stickarbeiten für die sardische traditionelle Kleidung zu finden, die berühmte Keramik und auch die sardischen Weidenkörbe. Zwar gilt Castelsardo im Norden als das Zentrum für die Körbe, aber die Herstellung wird auf der ganzen Insel gelebt. Noch heute werden sie handgeflochten und sind aus der Küche nicht wegzudenken. Sie hängen an den Wänden, dienen für Brot und Pasta, Obst und viele weitere Zwecke.

Neben den touristischen Souvenirkörben findest Du die „guten“ Körbe nicht in jedem Laden. Auf Grund ihrer filigranen Handarbeit wird Dir dann auch beim Preis vielleicht etwas mulmig, kostet eine kleine Korbvariante schnell 80 Euro. Aber jeder Euro ist es garantiert bei diesem Stück wert. Auch in meiner Küche sind diverse Exemplare zu Hause.

Dorgali
Seadas

Schmachte wie ich bei der lokalen Küche dahin

In Sachen sardische Spezialitäten ist Dorgali ein Eldorado. Natürlich dürfen auch hier die die Seadas con Miele nicht fehlen (frittierte Teigtaschen mit Pecorino) und Culurgiones (sardische Ravioli). Sie gehören auf der ganzen Insel zu den Favoriten.

In Dorgali musst Du jedoch auch die Casadina di Dorgali (mit Formaggio und Minze) probieren. Du kannst sie kalt essen. Aber noch warm, wenn der Käse Fäden zieht, hach da könnt ich mich reinsetzen. Die Casadinas durfte ich vor etwas mehr als zwei Jahren bei Presede von Refugio Buchi Arta in ihrer Backstube in ihrem Haus in Dorgali machen. (Zusammen mit ihrer Mutter haben wir auch Pane Carasau gemacht. Zum Beitrag geht’s hier)

Apropos Brot: Das lokale Brot ist Moddizzosu di Dorgali. Ich sehe begeistert zu, wie es in einer der Höfe frisch im Ofen gebacken und dann noch warm verkauft wird. Es ist ein sardisches Kartoffelbrot und wird ähnlich eines Fladenbrot bzw. Panini aufgeschnitten und mit Wurst und Käse belegt genossen.

Dorgali
Dorgali
Dorgali

Ebenfalls bei der Pasticceria Santa Lucia entdecke ich Pistiddu di Dorgali. Dieses mit Marmelade gefülltes, filigran verziertes Gebäck kenne ich bereits, wusste aber ehrlicherweise nicht, dass sie hier in Dorgali zu Hause sind. Sie sind als kleine Gebäckstücke genauso wie kleine Kuchen zu haben – ich schnappe mir direkt einen der kleinen Kuchen um mich in meinem Ferienappartment mit einem Caffe glücklich zu futtern.

Dorgali
Dorgali

Dorgali schmiegt sich beeindruckend in die Berge

Obgleich viel auf den Gassen los ist, bin ich wieder und wieder von dem Panorama beeindruckt. Ich schlendere durch enge Straßen, gesäumt von alten Häusern, während im Hintergrund eindrucksvoll die Berge heraufragen. Oberhalb von Dorgali von der Vial E. Fermi ergießt sich dagegen die weite Landschaft, in der der Ort eingebettet ist. Das allein ist schon eine großartige Atmosphäre und lässt mich das Gewusel und Stimmengewirr am heutigen Fest sogar mal vergessen.

Was mir richtig gut gefällt sind die vielen Drucke an den Hauswänden, die die Geschichte von Dorgali via Bilder erlebbar machen. Nicht nur in Dorgali gelingt es Sardinien über ihre Murales und Drucke eindrucksvoll und auch durchaus berührend ihre Geschichte zu vermitteln. So bekommst Du einen wunderbaren Eindruck in das Leben hier, heute wie früher, in ihr Handwerk. Ich finde die Einwohner werden nahbarer, verstehbarer.

Dorgali
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In Dorgali kannst Du das schlagende Herz Sardiniens spüren

Bleibe einfach mal stehen, bzw. lass Dich langsam durch den Ort treiben. Schaue Dir die Bilder genau an, nimm die Atmosphäre auf der Straße auf, tauche einfach ein in diesen Ort und Du wirst beschenkt mit Ruhe, mit Zeit, die langsamer vergeht, mit Passion für gutes Essen und gute Produkte und einem leichten Lächeln im Gesicht. Setz Dich in den Außenbereich einer Bar, bestelle einen Caffe und genieße einfach den Moment. Rieche den Duft diese frisch gebackenen dorgalesischen Brotes, lass die Minze und den Pecorino in den Casadinas Deinen Gaumen kitzeln und entdecke das Herz Sardiniens. So zumindest mache ich es.

Wie bei allen Festen finde ich auch in Dorgali die Stände mit Torrone (sardisches Nougat) und lasse mich davon wieder einmal verführen. Noch auf dem Weg zum Auto kann ich meine Finger nicht davonlassen und lasse mein Mandel- und Kastaniennougat zufrieden im Mund schmilzen.

Verpasse keinesfalls den Wein

Ebenso vertreten sind auch immer die lokalen Weingüter, die vor allem ihren Vermentino (Weißwein) und Cannonau (Rotwein) präsentieren. Mit der Cantina di Dorgali ist in Dorgali auch ein Weingut vertreten, welches vom Gambero Rosso mit den höchsten Auszeichnungen geehrt wird. Ihr roter „Filieri“ und weißer „Cala Luna“ wird von mir besonders geliebt (und auch häufig bei meinen Workshops ausgeschenkt). Mein besonderer Favorit ist aber der Filieri rose. Molto buono!

Du ahnst es vielleicht schon, auch außerhalb des Herbstfestes lohnt ein Schlendern durch Dorgali. Einen tollen Panoramablick hast Du von der oberen Straße Vial E. Fermi am Fuße der Berge. Das ist nebenbei bemerkt auch ein großartiges Wander- und Klettergebiet. Du findest hier aber auch kürzere Spazierwege. An der Straße kannst Du auch kostenfrei parken und dann bergab durch die Gassen schlendern – oder etwas näher in einer der Seitenstraßen parken.

Dorgali

Warum Du Dorgali auch außerhalb des Festes kennenlernen solltest

Aber: Wenn die Höfe nicht im Rahmen eines Herbstfestes geöffnet sind und sich die Stadt besonders herausgeputzt hat, erschließt sich der Charme eventuell erst auf den zweiten Blick. Neben der Cantina di Dorgali lohnt sich ein Besuch für Genussmenschen auch außerhalb des Herbstfeste zum Beispiel auch für die Käserei. Die Cooperativa Dorgali Pastori hat direkt am Hof einen Laden, in der Du Dich mit dem leckersten Käse eindecken kannst. Dolceliebhaber finden in Dorgali die bekannte Pasticceria Esca, die ihre Produkte auch in zahlreichen Supermercati anbieten.

Also Andiamo! Buon viaggio a Dorgali. Gute Reise nach Dorgali.

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