Bologna, die Stadt der Bildung, Kultur, Geschichte, Kunst, Musik, der Arkaden und natürlich der Stadt des Genusses. Vor allem letzteres ist für mich als Foodie die Krönung an Bologna. Bologna trägt den Beinamen „La Grassa“, die Fette. Und das wird an jeder Straßenecke gelebt. Bologna ist nicht nur die Hauptstadt der Region Emilia-Romagna, sondern auch des guten Essens. Ich bin noch heute völlig geflasht von den Eindrücken, von den Gerüchen, den Geschmäckern, den Bildern, den Ein- und Ausblicken und den Geräuschen. Bologna ist eine Stadt für alle Sinne. Eine Stadt, die sich auch gut für Alleinreisende eignet. In diesem Beitrag erwartet euch ein Überblick, der euch hoffentlich Lust auf mehr Bologna macht.
Bologna eignet sich für ein Wochenende oder verlängertes Wochenende. Aber genauso auch für einen längeren Aufenthalt. Denn nicht nur die Stadt hat einiges zu bieten, sondern auch die nähere Umgebung lädt mit Städten wie Modena, Parma oder Ferrara aber auch mit der traumhaften Landschaft der Emilia-Romagna ein. Für einen ersten Eindruck um Bologna kennen- und lieben zu lernen stelle ich Euch im folgenden die schönsten, zentralen Orte Bologna vor. Die Stadt hat mich wirklich überrascht und ich freue mich auf das weitere Kennenlernen.
Zum Start: Zwei Tage Bologna
Mein Vorschlag für zwei Tage Bologna sind die Erkundung der Innenstadtbezirke und besonders die Altstadt und das Universitätsviertel. Solltet Ihr einigermaßen gut zu Fuß sein, unbedingt zu Fuß losgehen. Da seht ihr einfach am Meisten und könnt euch richtig reinfallen lassen in die Bolognoeserlebensart. Lassen wir uns also von der tollen Architektur und dem atemberaubendem Flair einfangen, bummeln gemütlich durch die Gassen, shoppen in den kleinen Läden und Boutiquen, genießen die Atmosphäre aus einem Caffè, einer Gelateria oder bei einem Vino und schlemmen uns ganz nebenbei durch die herrliche Küche der Emilia Romagna.
Das Altstadtviertel im Zentrum Bolognas – shoppen und genießen
Im Herzen der Stadt wartet die bekannte Fantano del Nettuno, der Neptunbrunnen mit seiner bronzenen Neptunstatue, auf der Piazza del Nettuno. Neptun erhebt sich hoch über den Menschen, die im Sommer zu seinen Füßen im Schatten sitzen. Der Platz geht direkt über in die zentrale Piazza Maggiore. Dreht euch einmal im Kreis und lasst euch dort hin treiben, wo es gerade gefällt. Rechts wartet der große Komplex mit dem Rathaus, der Kunstgalerie und der Bücherei, links findet ihr im Palazzo del Podestá die Touristeninformation, aber auch Cafes, Vinotheken und kleine Geschäfte.
Gegenüber erhebt sich charakteristisch die Basilica di San Petronio. Das Besondere: Die Fassade wurde nie fertiggestellt. So ist der untere Teil mit Marmor verkleidet, der obere Teil besteht aber heute noch aus Backstein. Die Basilica verfügt über eine Aufsichtsplattform in 54 m Höhe. Allein von außen ist das Gotteshaus ein absoluter Blickfang.
Zeit für einen Caffe unter den Arkaden
Wer Lust hat auf einen Caffè, Cappuccino oder einen Apero, dem empfehle ich das Caffe Vittorio Emanuel unter den Arkaden auf der Piazza Maggiore neben dem Neptunbrunnen. Trotz touristisch prominenten Standort sind die Spezialitäten richtig gut, die Bedienung super angenehm und der Blick auf den Platz und die vorbei eilenden oder schlendernden Passanten einfach unschlagbar. Später am Tag bietet auch die benachbarte Vinothek genussvolle Kaltgetränke mit perfekten Ausblick um seinen Apero zu genießen und zu entspannen. Links von der Piazza Maggiore beginnt dann das Marktviertel.
Geht man zunächst aber in die kleinen Gassen rechts von der Basilica trifft man auf romantische Sträßchen mit bezaubernden kleinen Geschäften. Direkt am Anfang steht auch das Haus des Musikers Lucio Dalla. Von hier aus sich entlang der kleinen Plätze und Gassen treiben lassen. Irgendwann werden die Straßen wieder breiter und es sind wieder die charakteristischen Arkadengänge zu finden.
Die Marktstraße Mercado di Mezzo
Schlendert man von der Piazza Maggiore mit Blick auf San Pietro nach links, taucht man ein in das Marktviertel. Mit der kleinen schmalen Gasse Via Clavature steckt man mitten drin in Bolognas grandioser Marktstraße Mercado di Mezzo. Hier findet man einfach alle Feinheiten der Emilia Romagna von Obst und Gemüse-Marktständen über Käserei, Fisch, Fleisch und Wurst und und und.
Ich kann mich nicht satt sehen und riechen an all diesen Eindrücken und Genüssen. Ich könnte mir ewig die Nase platt drücken an den Schaufenstern mit den großen Käse oder Schinkenkeulen und würde am liebsten einfach alles probieren. Dazwischen sind kleine Trattorien. Riecht, schmeckt, seht, fühlt die tollen Produkte. Wenn ihr einen perfekten Ort für den Pranzo (Mittagessen) sucht oder einen Aperitivo, hier ist er. Hier könnt ihr nicht nur Leckereien genießen, sondern auch viel gucken. Ich habe an einem Nachmittag einfach nur auf einem der Barhocker draußen mit einem Sprizz gesessen und die Atmosphäre auf mich wirken lassen.
Von hier aus geht es weiter an der Industrie- und Handelskammer vorbei, in der das Rezept für das original Ragú Bolognese aufbewahrt wird. Geht man weiter Richtung Basilica Santo Stefano kann man die ältesten Portici und deren Holzkonstruktionen bewundern. Über die Arkaden der Strada Maggiore führt der Weg zurück zur Piazza Maggiore vorbei an den Due Torri.
Die beiden schiefen Türme von … Bologna
Es gibt Gebäude, in die ich mich einfach verliebe und bei denen immer das Herz aufgeht. Egal ob live oder auf einem Foto. So geht es mir mit den Due Torri. Ich kann nicht genau sagen, warum das so ist. Ich denke, weil sie seit Jahrhunderten in ihrer ganzen Höhe und Schiefheit überdauern, egal was um sie herum geschieht. Sie stehen einfach fröhlich da. Es ist, also ob sich der eine zum anderen rüber beugt wie bei zwei dicken Buddies. Oder einem alten Ehepaar, die einfach da schon seit Jahren zusammen stehen und auf uns Menschen und das Treiben herabsehen.
Egal wo ich in Bologna bin, sie zwinkern mir zu und winken. Das macht diese beiden antiken Türme für mich lebendig und auch einfach sympathisch. Die Due Torri waren einst Wachtürme. Den höheren der beiden Türme, den Torre Asinelli kann man über 498 Stufen besteigen und die Aussicht genießen. Allerdings ist dies ein sehr beschwerlicher Weg und man hat nur ein enges Zeitfenster. Der kürzere Turm, der Torre Garisenda, ist für Besucher gesperrt.
Wer gern einkaufen möchte, der findet überall im Viertel Gelegenheiten. Die gesamte Altstadt ist eigentlich eine einzige Shoppingmeile. Wer die richtig großen Namen und Geschäfte sucht, geht von den beiden Türmen allerdings zurück Richtung Neptunsstatue. Rechts davon startet die Via dell Indipendenza, eine der wirklich großen Einkaufsstraßen Bolognas.
Die Altstadt zu Fuß zu erkunden, mit vielen Pausen und Schlemmereien sowie Stopps in den Geschäften, ist sehr gut an einem Tag ohne Stress zu schaffen.
Urbanes Flair im Universitätsviertel
Wer noch etwas Zeit übrig hat sollte das Universitätsviertel erkunden. Es beginnt bei den Due Torre und führt Richtung Osten. Allerdings sei hier angemerkt, dass dieser Teil der Altstadt eher heruntergekommen anmutet mit nicht gut erhaltenen Gebäuden, mit Graffitis und viel Plakatierung. Man spürt den Geist von Widerstand und Demonstrationen.
Wenn man direkt aus dem Einkaufsviertel kommt, fühlt es sich an wie das Eintauchen in eine andere Welt. Trotzdem oder besser gesagt, gerade deswegen sollte man es sich nicht entgehen lassen. In den studentische Bars und Cafes, alle mit günstigen Preisen, und auf den Plätzen und Bänken, sieht man Studenten gemeinsam oder allein über Papieren und Laptops sitzen oder diskutieren.
Als ich vor der ältesten Universität Europas stand konnte ich kaum glauben, dass hier der bedeutende Bologna-Prozess, die Harmonisierung des europäischen Hochschulwesens, erfolgt ist. Aber andererseits, passt es eigentlich genau. Gerade die Graffitis, die baufähigen, wirklich sehr alten Gebäude, das urbane Flair, die Transparente, bemalten Bettlaken, alles das passt viel besser zu einem historischen und wichtigen Moment in der Bildungspolitik als ein hochmoderner Universitätsneubau.
Aber auch die Kunstszene hat sich hier angesiedelt und somit eine ganz eigene Atmosphäre erschaffen. Und so ist bei dem Spaziergang durch die Gassen das ein oder andere Juwel zu entdecken in der Gastronomie, bei Gebäuden, in Geschäften sowieso aber auch Juwele wie der Canale die Reno.
Ein Hauch Venedig
Bologna oder Venedig? Tatsächlich versteckt sich in Bologna hinter einem Fenster in der Wand eine wahre Schönheit. Hättet ihr gewusst, dass unter Bologna fast 60 km Kanalnetz fließen? Im Mittelalter nannte man Bologna daher auch Klein-Venedig. Heute kann man nur noch am Canale di Reno auf das venezianische Bologna blicken.
Er findet sich recht versteckt in den nicht so schönen Ausläufern der Altstadt und des Universitätsviertels. Umso verzaubernder ist der Moment, wenn man das Fenster öffnet und der Blick auf den Canal frei wird. Irgendiwe magisch für mich. Zuerst bin ich an der Wand vorbeigelaufen, dann habe ich natürlich zunächst überlegt, ob ich das Fenster öffnen soll und dann maximal gespannt getan.
Die Arkaden Bolognas
Stichwort Arkadengänge: Die Portici, wie die Arkadengänge heißen, sind typisch und machen Bologna einzigartig. Mehr als 40 km der Altstadt ist auf diese Weise überdacht und bietet an vielen Stellen Geschäften und Cafes und Restaurants Fläche. Durch dieses einzigartige System ist Bologna ein Erlebnis für das ganze Jahr, denn bei Regen bleibt man trocken und bei Hitze spenden die Überdachungen herrlichen Schatten.
Bologna ist weltweit die einzige Stadt, in der ein solch dichtes Gewebe nahezu vollständig im Original erhalten ist. Auch wenn die Portici in unterschiedlichen Erhaltungszuständen sind, es lohnt immer ein Blick nach oben. Häufig kann man hier großartige Malerei, Ornamente oder auch einfach Holzfassaden bestaunen. Die Bauten überraschen immer wieder neu.
Feinstes Panorama von der Basilica San Luca
Ein absolut und im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubender Arkadengang ist der 8km lange Weg hinauf zur Basilica Santuario della Madonna di San Luca. Der Weg führt über die gesamte Länge aufwärts, teilweise über Treppen. Geht man anfangs noch beschwingt los, hatte ich irgendwann die Befürchtung, dass dieser Arkadengang kein Ende nimmt. Aber lasst euch davon nicht entmutigen, man kann unterwegs immer wieder Pausen einlegen und einfach die wunderschöne Aussicht genießen – auf die Stadt, das Fußballstadion oder die Ausläufer der Emilia-Romagna.
In der Hauptsaison fährt am Wochenende auch eine kleine Bahn nach oben, für alle anderen Zeiten gilt es mit dem Bus bis zum Beginn der Arkaden zu fahren und dann zu Fuß loszuziehen. Der Weg wird auch wirklich stark von Joggern frequentiert, die diese Strecke hoch und runter laufen. Die Kirche selbst ist ein absolutes Wunderwerk und wunderschön, die Aussicht in alle Richtungen ein Traum.
Ein langer Aufstieg mit Weitsicht
Einen kleinen Dämpfer habe ich allerdings: Wer sich nämlich beim Aufstieg der vielen Treppen auf ein tolles Caffe oder eine Eis freut wird leider enttäuscht. Die Basilica bietet nur einen Automaten, an dem man sich Wasser oder einen Cafe ziehen kann. Wer also oben genießen will sollte sich sein Picknick einfach mitbringen. Eine Toilette (50 Cent) ist jedoch zu den Öffnungszeiten der Kirche vorhanden. Runter geht der Weg dann deutlich schneller und einfacher. Auch in diesem Arkadengang empfehle ich unbedingt immer mal nach Oben zu schauen und auf die Wände. Neben den Due Torri ist der Aufgang zu San Luca eines der schönsten Erlebnisse.
Der Mercato delle Erbe
Ich könnte weiter schwärmen über das wunderschöne Bologna. Schau es Dir am Besten selbst an. Noch ein Tipp zum Thema Essen und Genießen: Neben dem Mercado di Mezzo in der schmalen Altstadtgasse ist die traditionelle Markthalle Mercato Delle Erbe einen Besuch wert. Wenn Ihr vor dem Neptunbrunnen steht und nach links auf der Via Ugo Bass weiterlauft kommt ihr an diesem Mercato vorbei.
Für alle Messefans bietet natürlich die FICO World Eataly alles, was das Genießer-Herz begehrt. Auf Grund von Corona und meiner Verweildauer habe ich mir den Messebesuch bisher noch aufgehoben.
Unterkunft und Anreise
Bologna: Empfehlenswert für das ganze Jahr, für Paare, Alleinreisende oder Familien. Die Orientierung ist recht leicht, Hotels und Ferienwohnung sind ebenso reichlich.
Wer mit dem Auto anreist: Hotels in der Innenstadt haben entweder keinen Parkplatz oder bieten für sehr teures Geld eine Parkgelegenheit. Ich hatte mich für ein Hotel in der Nähe der Messe entschieden mit moderaten Preisen und kostenfreien Parkplötze und zudem zentral an einer Autobahnausfahrt gelegen, keine 5 km bis zur Piazza Maggiore. Die Bushalte war direkt an der Ecke, Busse fuhren alle 10 Minuten in die Innenstadt für 2 Euro und knapp 20 Minuten Fahrtdauer bis zur Piazza Maggiore.
Ich hoffe ich habe jetzt richtig Lust gemacht auf Bologna und auch eine erste Orientierung vermitteln können. Noch Fragen übrig? Dann schreib sie in die Kommentare oder mir eine Nachricht. Du warst schon da? Dann kommentiere gern wie es Dir so ergangen ist.
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