Ich reise unfassbar gern. Mehrmals im Jahr starte ich dabei allein durch. Ich finde allein verreisen hat viele Vorteile und ist für mich eine tolle Möglichkeit ein Land kennenzulernen. Noch immer kann ich es kaum fassen, was gerade in der Welt passiert. Ich nutze die Zeit, in der weltweit keine Reisen möglich sind, um euch meine Art Reisen näher zu bringen. Ich bin kein Pauschaltourist und inzwischen folge ich auch keinen Reiseführern mehr; zumindest nicht den regulären Reiseführern, die alle Sightseeingpunkte aufführen und die typischen touristischen Restaurant und Bars vorstellen. Und so habe ich beispielsweise völlig allein diesen sensationellen Sonnenuntergang in einer Bucht auf Sizilien erleben dürfen (Titelbild). Am in den Reiseführern verzeichneten Strandabschnitt saßen zahlreiche Menschen. Ich bin die Straße ein Meter weiter gelaufen und dann in einen Trampelpfad hinein, über ein paar einfach Felsen geklettert um in diese wundervolle Bucht zu gelangen.
Ich beobachte wo sich die Einheimischen aufhalten
Natürlich schaue ich mir auch den ein oder anderen Platz, das ein oder andere Tor, Burg oder Schloss und den Altstadtkern an. Immer mehr merke ich bei meinen Reisen aber, dass mir die Routen und Vorschläge aus den regulären Reiseführern einfach nicht gefallen. Ich möchte ein Land kennenlernen und fühlen. Das tue ich nicht, wenn ich mit tausenden anderen Touristen einfach dem Reiseführer von A nach B zu den diversen Orten folge und dann dicht gedrängt Fotos mache und weiter renne. Natürlich darf jeder diese Reiseform wählen, wenn sie ihm zusagt. Wir Menschen sind ja sehr unterschiedlich. Meine Art zu reisen ist es nicht. Ich geh spazieren, wandern, ich lasse mich treiben, sitze in einem Cafe, auf einer Bank und schlendere durch Orte und das Hinterland. Das mache ich auch wirklich gern allein ohne durch andere abgelenkt zu werden. Dabei beobachte ich, wie die Touristen vorüberziehen, aber vor allem wo sich die Einheimischen aufhalten, wo sie und wie sie ihren Cafe trinken, welche Bäume, welches Obst und Gemüse es gibt, was die Menschen essen und wie sie es zubereiten, wer oder wie zusammensteht und welche Orte besucht. Anhaltspunkte dafür gibt es beispielsweise auf den Wochenmärkten, aber auch auf den Speisekarten der Restaurants, die nicht in Reiseführern stehen und in die Einheimische gehen. In Barcelona habe ich beispielsweise vor vielen Jahren mit meinem damaligen Freund einen großartigen Abend in einer spanischen Tappasbar erlebt etwas außerhalb der Innenstadt in einer Seitenstraße, in die der deutsche Tourist seltener geht. Die Speisekarte war spanisch, drinnen saßen vermehrt nur Spanier, das Restaurant war klein, aber total schön eingerichtet. Der Kellner war super freundlich, konnte aber kaum englisch. Der Chef kam dazu und versuchte zu übersetzen. Wir haben ihn dann einfach gebeten eine Mischung aus den unterschiedlichen Tappas zusammen zustellen. So war der Abend eine Überraschung. Es war wunderbar. Die Auswahl war super lecker. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich keine Muscheln gegessen, seit diesem Abend aber kommen sie immer wieder gern auf meinen Teller. Noch immer ist es eine schöne Erinnerung als ein kleiner Topf mit geschlossenen Deckel serviert wurde und wir gespannt den Deckel öffneten um zu schauen, was wir hier bekommen und Muscheln sahen. Mit einem solchen Abend in einer solchen Umgebung lernt man viel mehr über den Ort, an dem man ist. Für mich ist das Urlaub. Ich entspanne mich, tanke auf und genieße. Wichtig ist aber, sich auf das Land und deren Küche einzulassen.
Wenn man sich auf die kulinarische Welt einlässt, lernt man das Land wirklich kennen
Hast du es vielleicht auch schon erlebt, du gehst in ein italienisches oder griechisches Restaurant in Deutschland um das Urlaubsfeeling aufleben zu lassen und wirst enttäuscht. Denn auf dem Teller bekommst du das Essen nicht wie du es im Urlaub kennengelernt hast sondern in der deutschen Variante. Die Gastronomie passt sich leider an, manche Gewürze und Gerichte sind den Deutschen fremd und schwerer vermittelbar. Sich auf die landestypische Zubereitung und die Produkte einzulassen bietet die großartige Chance auf tolle Geschmackserlebnisse und neue Lieblingsgerichte.
Darüber hinaus lernt man viel über das Land, wenn man sich auf die kulinarische Welt einlässt. Wie wird gekocht, mit welchen Zutaten, ist es eine einfache bodenständige Küche, ist es mehr deftig mit viel Fett und Fleisch oder leicht und mit mehr Fisch oder Gemüse? Was wird auf dem Markt angeboten, was in den Supermärkten. Dies bringt dir die Lebensweise, die Tradition und nicht zuletzt auch das Klima näher und du erfährst viel mehr und auch in den Eindrücken nachhaltiger als durch den Besuch einer Kirche oder im Vorbeirennen an Plätzen und Denkmälern.
La Dolce Vita fühlen
Es ist auch erholsamer. Da hetzte ich gestresst von meinem Job in den Urlaub nach Italien um möglichst viel zu sehen. Sich auf weniger zu beschränken und dies dann intensiver zu erleben ist mir mehr wert, auch wenn dies manchmal noch ein Lernprozess ist. Ich bin sehr neugierig und möchte natürlich viel sehen, da fällt die Entscheidung durchaus schwer. Auch hier hat mir der Blick auf die Kultur geholfen. Am meinem ersten Tag am Gardasee lief ich um die Mittagszeit am Hafenbistro vorbei. Außerhalb der Saison waren Einheimische und keine Touristen dort. Sie tranken ihren Vino und lasen Zeitung oder gemeinsam einen Espresso (Cafe) in der Mittagspause mit den Kollegen. Erst rannte ich vorbei um dann ein paar Meter weiter mich spontan zu entschließen, es den Italienern gleich zu tun. Plötzlich wußte ich, was mit La Dolce Vita gemeint ist. Es sagt dabei nichts darüber aus, dass nicht davor und danach fleißig gearbeitet wird. In Deutschland bin ich jahrelang durch mein Leben nur gerannt und habe es mit einem Teil meiner Gesundheit bezahlt, statt eine bewusste Pause einzulegen. Zwischen den Einheimischen zu sitzen gibt dir auch die Möglichkeiten zu beobachten. Hinter mir sitzt ein älterer Herr mit einem Glas Vino und einer Zeitung, rechts neben mir drei Hafenarbeiter bei einem Espresso, auf einer Bank am See sitzen zwei Ältere im Gespräch vertieft, vor mir sitzt ein Mann bei einem Aperol, in der einen Hand das Handy am Ohr, vor sich das Notebook aufgeklappt. Während ich einfach nur am Hafen bei einem Glas Wein oder einem Cafe sitze, mir die Sonne auf die Nase scheinen lasse, die Wellen im Hintergrund höre und die Einheimischen beobachte nehme ich dieses Land viel mehr wahr. So entstand meine Verbindung zwischen dem Reisen, dem Essen und Kochen und die kulinarischen Reisen waren für mich geboren. Übrigens, ins Gespräch kam ich hier auch und trank recht schnell meinen Espresso nicht mehr allein. Mit dieser Bekanntschaft habe ich noch immer Kontakt.
Land und Leute lernt man darüber hinaus auch bei regionalen Kochkursen, auf einem Weingut oder einer Olivenfarm kennen. Wenn du allein reist, aber auch wenn du zu zweit unterwegs bist, kommst du auf diese Art zu reisen auch immer schnell mit anderen ins Gespräch, erfährst von den Leuten vor Ort etwas und bekommst in der Regel oben drauf noch Insidertipps und manchmal bleibt der Kontakt auch nachhaltig. Ich schreibe mir noch heute regelmäßig mit der Köchin meines Gardaseekochkurses.
Sich nachhaltige Erinnerungen schaffen
Neben den kulinarischen Einblicken bin ich auch viel outdoor unterwegs. Ich gehe unfassbar viel zu Fuß, denn auf diesem Wege sieht man am Meisten und kann auch spontan anhalten, wenn es einem irgendwo gerade besonders gut gefällt. Schon Barcelona habe ich mir damals komplett erlaufen, aber auch Italien, New York, Vancouver oder London, Portugal, Malta oder Spanien, Paris und weitere Orte habe ich zu Fuß erkundet. In den Alpen fühle ich mich auf den Bergen am wohlsten und genieße die Ehrfurcht am Fuße eines Berges. Ich unternehme wirklich gern Wanderungen oder mache einen Klettertrip. Dies kann mit Freunden sein, es finden sich aber in der jeder Kletterregion auch immer Sicherungspartner über die Kletteranbieter, Du bist in der Natur direkt in der Flora und Fauna, erholst dich und siehst so auch das Landesinnere immer wieder. Und der Kontakt mit anderen Menschen ist hier total einfach und niedrigschwellig. Das Foto ist in den Bergen von Monserrat bei Barcelona entstanden. Ich hatte Kontakt mit einem Kletterer vor Ort aufgenommen und mich für einen Tag zum Klettern verabredet. Auf der Hinfahrt erhielt ich schon mein privates Sightseeingkurzprogramm in den Bergen, welches nicht auf der Pauschaltourismusstour steht. Bevor wir in die Felsen einstiegen frühstückten wir noch in einem winzigen Bergdorf in einem Cafe unter Spanieren. Es war das Stammlokal meines Kletterpartners. Ich habe an diesem Tag nicht nur Erfahrungen im Klettern gesammelt sondern auch viel Wissenswertes über die Bergregion und die Menschen, die dort leben.
Zwischen der Meerseite und dem Hinterland liegen meist Welten. Auf Sardinien beispielsweise tickt die Uhr im Landesinneren so viel anders als am Meer. Hier kannst du das echte Sardinien erleben fernab vom Massentourismus. Natürlich liege ich auch gern am Strand und gehe baden. Aber auch hier gilt: Kein überfüllter Touristenstrand sondern eher eine kleine, übersichtliche Bucht ist der Ort meines Vertrauens. Vielerorts reicht es aus, einfach am regulären Strand weiter zu laufen. Über den nächsten Felsen klettern, einen Trampelpfad einschlagen sind nur zwei Beispiele wie ich tolle, weniger frequentierte Buchten gefunden habe, in denen ich mich fühlte wie im Paradies. Alle diese Erfahrungen und Eindrücke bleiben in meinen Erinnerungen, während ich mich an die überfüllten Touristen-Orte meist nicht mehr erinnern kann oder nur sehr vage. Und mit diesen Erlebnissen, die tief in meinem Herzen und auch in meinem Magen sind, hole ich mir das Urlaubsfeeling langfristig nach Hause in meinen Alltag.
Ein kulinarischer Reiseblog
Mein Blog ist daher eher eine kulinarische und sportliche Reise in andere Länder mit vielen Tipps und Infos fernab von Massentourismus und überfüllten Sightseeingspots.
In Zeiten von weltweiten Reisebeschränkungen mag ich noch anmerken, dass man diese Art ein Land zu erkunden auch auf die Heimat anwenden kann. Sich einfach mal zu Hause treiben zu lassen und zu beobachten zeigt mir auch die eigene Region immer wieder neu. Das kann auch nur das Stadtviertel sein, Wenn wir zumindest innerhalb von Deutschland wieder unterwegs sein können, so lernen wir auf diesem Wege auch die Unterscheide zwischen Bayern und Schleswig-Holstein, Nordhessen und Südhessen oder dem Rheinland kennen.
Hallo, ich bin immer wieder auf der Suche nach regionalen / alternativen Reiseführern, um Informationen über eine Urlaubsregion zu erhalten. Welche Informationsquellen kannst du empfehlen?
Hi, tja, so einen, der für mich richtig ist, habe ich noch nicht gefunden. Ich kenne da leider auch nur die gängigen, die einem dann zu den Touriorten bringen. Daher kaufe ich mir inzwischen keine mehr. Allenfalls den Dumont Bildatlas für eine grobe Übersicht inklusive Karte. Ich schaue auf Blogseiten, ich knüpfe Kontakte mit Reisenden auf Instagram, die mir dann etwas empfehlen können und ich frage vor Ort die Einwohner. Wenn möglich buche ich mir vor Ort einen lokalen Guide für beispielsweise eine Wandertour/ ein Spaziergang fern ab der Massen oder einen Stadtrundgang aus der persönlichen Sicht des Locals oder auch Kochkurse von privaten Anbietern bei ihnen zu Hause. Diese Menschen zeigen Dir ihre Stadt und sie geben dir Tipps und Infos für Dinge, die du gern magst. Solche Sachen gibt es auch für kleines Geld zu finden. Für Italien kann ich Dir hier etwas weiterhelfen, falls Du konkretere Infos brauchst. Ich recherchiere gerade selbst und werde über den Sommer hier einiges auf die Seite bringen. Viele Grüße Stefanie