Italienische Kaffeekultur nach Hause holen

Kaffee und Italien gehören einfach zusammen. Die italienische Kaffeekultur ist neben Pizza, Pasta und Amore Genuss, Lebensfreude und einfach Teil der mediterranen Lebensart. Erfahre in diesem Beitrag wie du dir diese Lebensart durch die Bohne nach Hause holst oder du in deinem nächsten Italienurlaub bei deiner Caffèbestellung dich nicht mehr als Tourist outest.

Wenn ich an Kaffeekultur denke oder Kaffee ganz allgemein, fallen mir gleich die verschiedenen Kaffeemarken wie Segafredo und Lavazza ein, die Werbung aus den 90zigern von Nespresso und die vielen, zahlreichen Kaffeemomente im Urlaub selbst. Auf jeden Fall ist alles italienisch, Deutschland beziehe ich in meine Gedanken überhaupt nicht ein. Ja, im Kaffee liegt der Zauber Italiens. Doch wie trinkt man ihn richtig italienisch, was sind die Unterschiede zu Deutschland und was macht jetzt die italienische Kultur aus?

Der italienische Espresso heißt schlicht Caffè

Zu aller erst: In Italien bestellt man sich keinen Espresso. Der italienische Espresso heißt schlicht Caffè. Bestellst du diesen, erhältst du einen Espresso. Bestellst du den Caffè doppio bekommst du den doppelten Espresso. Dieser hat seine ganz zentrale Bedeutung in der italienische Lebensweise. Meist ist Kaffee das erste Getränk am Morgen und auch das letzte am Abend nach einem ausgedehnten Abendessen. Und dazwischen ist der Tag in etliche weitere Caffè unterteilt. Dabei ist dieser Teil der Kommunikation, denn du trinkst den Caffè meist nicht zu Hause sondern in einem Cafè, triffst dort Nachbarn, Kollegen, Freunde, Familie, Bekannte und tauschst die Neuigkeiten aus oder diskutierst auch lebhaft.

Während bei uns eher die Versionen mit Milch wie etwa der Latte Macchiato oder Cappuchino am Tag getrunken wird, sind Milchvariationen in Italien nur am Vormittag ein Thema. Bestellst du deinen Cappuccino also nachmittags ist allein deshalb schon klar, dass du Tourist bist. Auch wird der Espresso mehrheitlich an der Theke im Stehen getrunken. Es ist ein kurzes Intermezzo, dafür häufiger über den Tag verteilt. Möchtest du aber lieber einen klassischen schwarzen Kaffee ist dies in Italien ein Caffè americano.

Espressokocher im Urlaub — Das ist Italienurlaub, morgens den ersten Kaffee mit dem Espressokocher gekocht und draußen genossen.

Kaffeespezialitäten mit Milch nur bis zum späten Vormittag

Wunderbar konnte ich mich bei meinem letzten Gardaseeurlaub gleich in das italienische Lebensflair fühlen. Auf dem Weg dort hin mit dem Auto hielt ich an der letzten Raststätte vor der Schweizer Grenze. Das typische Bild: überall Menschen vor Cappuchinos und Latte Macciatos oder auch draußen mit ToGo-Bechern. Ich fuhr durch die Schweiz ohne Stopp und hielt dafür kurz hinter der italienischen Grenze an einer Raststätte. Und hier bot sich ein völlig anderes Bild: Niemand mit ToGo-Bechern in Sicht, beim Betreten der Räume eine lange Theke und ein paar Stehtische und alle übersät mit Espressotassen und Menschen, die einen Espresso tranken. Klar, dass auch ich „un Caffè per favore“ bestellte. Und wenn ich schon auf Italien und die Kultur so abfahre, dann bitte auch richtig. So hielt ich es während des gesamten Urlaubs wie eine Italienerin. Kaffeespezialitäten mit Milch nur bis zum späten Vormittag. Danach nur noch Caffè – und auch das meist an der Theke.

Das dabei servierte Glas Wasser hat tatsächlich einen tieferen Sinn. Da es trotz des kurzen Intermezzos beim Kaffee um Geschmack geht, serviert man ein Glas Wasser zum Espresso um die Geschmacksnerven zu neutralisieren. Geschmacklich gibt es hier zur deutschen Variante auch starke Unterschiede. Italiener trinken ihren Espresso dunkel geröstet, leicht röstig, man könnte auch sagen verbrannt. Aber verbrannt ist der Kaffee nicht. Dafür kommt noch Süße durch Zucker hinzu.

Kaffee und Cornetto — Das italienische Frühstück: Cappuchino und Cornetto

Die deutsche Kaffee- und Kuchenkultur ist in Italien tatsächlich nicht zu finden. Dolci ist hier Thema beim Frühstück. Das war für mich anfangs etwas befremdlich und gewöhnungsbedürftig. Ich bin mehr der Brötchen und Käse- und Wurst sowie Müsli und Obst-Frühstücksmensch, gemütlich mit Zeit und bei dem ein oder anderem Kaffee mit Milch im Gegensatz zum schnellen Frühstück bei einem Cappuccino und Cornetto oder anderer süßlichen Köstlichkeit. In Hotels ist beim Frühstück immer Kuchen auf dem Buffett.

Caffe und Dolci — Als Frühstück oder auch zweites Frühstück: Cappucchino und Dolci

Kaffee und Kuchen oder Sprizz und Prosecco?

Auch das Straßencafebild ist bei genauer Betrachtung ein anderes in Deutschland als in Italien. Wir sitzen nachmittags bei unserem Cappucchino, vielleicht auch mit einem Stück Kuchen, draußen, vielleicht mit einer Zeitung in der Hand, vielleicht auch in einer Shoppingpause mit der besten Freundin und wir entspannen und schauen mitten in der Fußgängerzone den Anderen beim Flanieren zu. Wir erholen und entspannen uns.

In Italien sitzen im Außenbereich eines Cafes nur am Vormittag die Italiener bei einem Cappucchino mit einer Zeitung in der Hand, nachmittags in der Shoppingpause mit der besten Freundin oder beim zuschauen, wie Andere in der Fußgängerzone vorbeiflanieren, steht ein Vino, ein Sprizz oder ein Prosecco auf dem Tisch. Klingt nach Urlaubsmodus und entspannter Atmosphäre?! Das Schöne daran, es ist eben alltägliche südliche Lebensart und nicht nur begrenzt auf den Urlaub. Grund genug sich ein bisschen der Lebensfreude abzugucken und in seinen Alltag zu integrieren, oder? Ich finde, auf jeden Fall. Wir laufen oft genug gestresst und verbissen durch das Leben.