Wie Berchtesgadener Land und nicht Sardinien? Ja, Du liest richtig. Mein erster Blogbeitrag zur Kategorie Reisen bleibt im guten, alten Deutschland. Vom wunderschönen Sardinien schwärme ich Euch aber auf jeden Fall noch reichlich vor, keine Sorge! Jetzt schreibe ich Euch erst mal vom großen Glück des spontanem Allein-Verreisens in die Alpen und damit meiner zweiten Passion: Outdoor in der Welt des Kletterns und Wanderns.
Beim Alleinreisen muss ich mich zwar leider von den tollen Klettersteigen wie etwa dem Schützen-Klettersteig am Jenner oder dem Grünstein-Klettersteig oder einer schwereren Wanderung beispielsweise zum Watzmannhaus verabschieden, aber dafür hat die Tour nur mit mir auch ihre Vorteile. Und die gilt es zu nutzen. Im Oktober entschied ich kurzfristig an einem Donnerstagabend in die Alpen zu fahren. Der Bergbericht sagte das beste Herbstwetter voraus und vielleicht weil ich so kurzfristig war, bekam ich im Hotel in erster Reihe des wunderschönen Königssee ein günstiges, gut gelegenes Zimmer. Zu anderen Zeiten habe ich da schon ganz andere Preise in dem Hotel gelistet gesehen. Fix ein paar Sachen in das kleine Köfferchen, Köfferchen und Wanderschuhe ins Auto und nach dem gemütlichen Frühstück am Freitag früh losgefahren, Alpen ich komme.
Jedes Mal wenn hinter München durch die Windschutzscheibe die volle Alpenfront zu sehen ist, bekomme ich fast Pippi in die Augen. Dieses Panorama ist einfach nur herrlich. Bei der Ankunft am Königssee vor meinem Hotel dann der erste Schock: touristische Menschenmassen, allen voran die asiatischen Reisegruppen, schlängeln sich von Souvenirshop zu Souvenirshop. Es grüßt die Drosselgasse in Rüdesheim. Für jemand wie mich, der um diese Hotspots eigentlich immer einen Bogen macht, ist das harte Kost. Das kommt davon, wenn man sich die Gegend auf Grund der Spontanität vorher nicht so genau angesehen und nur ein paar Touren überlegt hat. Zwischen 18 Uhr abends und 9 Uhr morgens werden jedoch die Bürgersteige hochgeklappt und es kehrt herrliche Ruhe ein.

Dichter Herbstnebel sorgt für die passende, mystische Stimmung
Für meine geplanten Touren ist das Hotel jedenfalls der perfekte Ausgangspunkt. Direkt am Anleger für die Schiffe nach St. Bartholomä gelegen sitze ich morgens um 9 Uhr bereits im zweiten Boot. Die Massentouristen sind noch nicht da. Dichter Herbstnebel sorgt für eine mystische Stimmung mit Gänsehautfaktor. Während der ein oder andere über das „schlechte“ Wetter meckert, bin ich dankbar für dieses Naturschauspiel. Dann bricht langsam die Sonne durch und man kann die Spitze des Watzmanns sehen. Meinen ursprünglichen Plan bis nach Salet zu fahren für eine Wanderung über den Röthsteig hinauf zur Wasseralm muss ich ändern. Man kommt ausschließlich mit dem Schiff dort hin und an diesem Tag gilt bereits der Winterfahrplan mit Endhaltepunkt St. Bartholomä. Ich entscheide mich daher für den Weg zur Eiskapelle am Fuße der imposanten Ostwand des Watzmanns und starte an der weltberühmten Wallfahrtkirche St. Bartholomä, Wahrzeichen des Königsees aus dem 12. Jahrhundert. Auch diese Halbinsel ist nur per Schiff erreichbar. Das Hin- und Rückfahrtticket kostet mich 16 Euro. Die Tour zur Eiskapelle lohnt sich jedenfalls. Sie ist mit zwei Stunden und sechs Kilometern angegeben und von St. Bartholomä aus super gut ausgeschildert. Der Weg geht meist bergauf, Kinderwagen sind nur am Anfang möglich. Unterwegs sehe ich den ein oder anderen Boulderfelsen und kann natürlich nicht die Finger vom Stein lassen, auch wenn Wanderschuhe nicht so perfekt sind. (Nachmittags finde ich noch einmal eine schöne Traverse, die mit Turnschuhen machbar ist). Nach ca. 45 Minuten stehe ich am Anfang des riesigen unbefestigten Geröllfeldes, an deren Ende der Eingang zur Eiskapelle zu sehen ist. Beeindruckend ragt die Watzmann Ostwand vor mir auf. Ich lasse die Kulisse zunächst einmal auf mich wirken bevor ich mich querfeldein über Steine und kleine Felsen auf den Weg mache. 10 Minuten später stehe ich direkt vor dem Schneefeld. Das Wabenmuster ist wunderschön, die Struktur des Schnees etwas ganz besonderes. Zahlreiche erfahrene Organisationen und Verbände raten vom Betreten der Eiskapelle ab. Das Betreten kann auf Grund der Lawinengefahr und abbrechender Eis- und Schneebrocken lebensgefährlich sein. Es gab dort bereits tödliche Unfälle. Nicht zuletzt die sogenannten Instagramtouristen auf der Jagd nach dem tollsten Foto lassen sich von solchen Wahrnungen jedoch nicht beeindrucken. Ich begnüge mich mit der Besichtigung des tiefsten Schneefeldes der Deutschen Alpen von außen. Es tropft an vielen Stellen und immer wieder bricht auch ein kleines Stückchen Schnee ab.


Die legendäre Ostwand des Watzmanns beeindruckt mich
Ich klettere über die Steine oberhalb der Eiskapelle. Hier oben ist es recht ruhig, nur zwei weitere Wanderer sind hier. Ich mache es mir mit Blick auf den Watzmann in der Stille gemütlich. Völlig ergriffen versuche ich Kletterlinien an der legendären Ostwand auszumachen. Der Watzmann ist mit 2.713 Metern der höchste Berg im Berchtesgadener Land. Verschiedene Bergtouren wie etwa über das Watzmannhaus oder dem „heiligen Gral“ – die Überschreitung des Watzmanngrats – sind auf den Gipfel möglich. Die Ostwand des Watzmanns ist dabei die längste durchgehende Felswand der Ostalpen. Rekorde, Bergsteigergeschichte und Legenden ranken sich um diese Seite des erhabenen Königs, für die er berühmt und berüchtigt ist. Mehr als 100 Bergsteiger haben bereits ihr Leben gelassen. Wer hier unterwegs sein möchte sollte dies wirklich nur mit der nötigen Erfahrung und einem entsprechenden Bergführer tun.
Inzwischen strömen immer mehr Touristen in T-Shirts und ungeeignetem Schuhwerk über das Geröllfeld Richtung Eingang des Schneefeldes. Der Name sagt es übrigens schon, auch wenn am Schiffsanleger die Sonne scheint und warm ist, die Eiskapelle liegt völlig im Schatten und es ist recht kühl und zugig hier. Ich verneige mich noch einmal vor diesem imposanten Berg und trete den Rückweg an. Inzwischen ist wirklich ein traumhafter Herbsttag mit Sonne satt und richtiger Wärme angekommen. Ich zwiebel mich nach und nach wieder aus den Klamotten. Die Massentouristen bevölkern die Halbinsel und besetzen jeden Platz und jede Ecke des Biergartens. Den Tag lasse ich nach einem mega leckerem Apfelstrudel in Schönau fernab vom Trubel rund um den Königssee ausklingen.

Am zweiten Tag gehts ab auf den Jenner
Am Sonntag entscheide ich mich bei klarem Wetter und Sonnenaufgang um 9 Uhr gegen einen Aufstieg per Fuß und für die Nutzung der Jennerbahn zum Jenner hinauf. Eine richtige Entscheidung, als ich von der Gondel aus bereits Menschentrauben auf dem Wanderweg hinauf sehe. Es gibt ein paar Routen über Stock und Stein, aber auch einen Weg auf durchgehend breiter Straße. Um es gleich vorweg zu nehmen: Asiatische Reisegruppen sehe ich an diesem Tag nicht. Die haben vermutlich keine Zeit für eine Bergtour. Da auf Höhe der Mittelstation von der Gondel aus niemand am Speicherteich zu sehen ist, steige ich spontan aus und genieße allein das Panorama des kurzen Rundwegs und steige anschließend wieder in die Gondel. Gegen 10 Uhr verlasse ich die Bergstation und mache mich auf die letzten Meter zum 1.874 Meter hohen Gipfel. Auch wenn schon recht viel los ist bleibt noch genügend Ruhe am Gipfelkreuz sich niederzulassen und das geballte Bergpanorama und den unfassbar klaren und weiten Blick auf den Königssee und das darum herum liegende Tal in mir aufzusaugen. Dank einer toller Mädelstruppe gibt’s von mir auch ein ordentliches Foto am Gipfelkreuz. Hier auf dem Gipfel wird der Kopf frei, hier kannst Du die Erhabenheit dieser seit tausenden Jahren stehenden Berge spüren.

Langsam erreichen nun auch wieder die Touristen mit unpassendem Schuhwerk den Gipfel und stolpern sich die Steine zum Kreuz hoch. Zeit für mich wieder aufzubrechen. An der Bergstation trinke ich noch bei dem schönsten Sonnenschein und weiterhin bester Aussicht einen leckeren Cappuchino bevor ich die Seilbahn umrunde und mich auf einen der Wanderwege nach unten mache. Meine gewählte Route führt mich am Schützen-Klettersteig vorbei, auf dem gerade zwei Kletterer unterwegs sind. Es juckt mich im ganzen Körper und das Herz geht mir bei diesem Anblick einfach auf. Direkt daneben macht sich ein Gleitschirmflieger für seinen Start bereit. Ich suche mir abseits von den Menschen ein schönes, ruhiges Plätzchen im Gras mit bester Aussicht. Hier kann ich die Gedanken runter fahren, auftanken, erholen und über das Leben sinnieren. Doch irgendwann geht auch der beste Tag zu Ende und so mache ich mich nachmittags auf den Rückweg, vorbei an verschiedenen Almen, die mit Menschenmassen gefüllt sind. Am vielleicht letzten perfekten Herbsttag ist einfach jeder noch mal in der schönen Natur unterwegs. Wieder vorbei am Speicherteich wandere ich mit den letzten Sonnenstrahlen ins Tal.
Mein Fazit und Tipps
Herbst und Frühjahr sind sicherlich super Jahreszeiten für einen Wochenendtrip ins Berchtesgadener Land zum Königssee. Es gibt hier jedoch so unfassbar viele Touren, ob Wandern, biken oder klettern, da lohnt auch locker ein längerer Sommerurlaub. Das die Region Winter ein mega Skigebiet ist, liegt auf der Hand. Für meinen Wochenendtrip war das Hotel direkt am Königssee die richtige Entscheidung. Bei einem längeren Aufenthalt oder in der Hochsaison bei anderen Preisen würde ich mich eher etwas abseits, vielleicht auch in einer Ferienwohnung, einquartieren. Wenn Du wochentags einen Kurztrip unternehmen kannst, ist das natürlich auch top.
Früh aufstehen lohnt sich bei bestem Wetter um noch vor dem Massentourismus in ein Boot oder auf den Gipfel zu kommen, sofern Du keine etwas weniger touristische Route auswählst. Denn auch diese sind reichlich vorhanden.
Bei Aussichtspunkten, egal welche, auch beispielsweise dem Malerwinkel am Königssee, lohnt es sich einfach mal weiter zu gehen. Meist gibt es ein paar Meter weiter einen viel besseren Spot und man ist allein.
Du kannst die Tour natürlich auch gern mit der besten Freundin, dem Kumpel oder dem Partner machen. Aber trau Dich ruhig allein los zu ziehen. Auch wenn ich meine Touren mit Reisebuddies natürlich sehr schätze erfüllen mich diese Touren allein unglaublich stark. Magische Momente wie der am Fuße der Watzmann-Ostwand oder allein im Gras auf dem Jenner zu sitzen und das imposante Bergpanorama zu sehen, erlebe ich allein wesentlich intensiver. Jemand der mich dann vielleicht noch zuquatscht, die Magie nicht so fühlen kann wie ich oder mich schnell weiterzieht, würde da eher stören. Und solltest Du Sorge davor haben zwei oder drei Tage mit niemanden zu reden: Wenn Du offen für Andere bist, kommst Du überall ins Gespräch. Auf dem Boot über den Königssee bekam ich von meinem Sitznachbarn, einem erfahrenen Wanderer in dieser Region, super Infos und Tipps für die Tour bzw meine nächsten Touren in der Region. Zum Frühstück quatschte ich mit den Gästen am Nebentisch und wir tauschten uns über unsere Tageserlebnisse und Pläne aus. Mein E-Book-Reader kam gar nicht zum Einsatz. Insgesamt findest Du immer jemand für ein nettes Gespräch und Insiderinfos und Tipps fernab von den Massen egal ob von Einheimischen, Gästen oder Personal. Ich habe da schon die spannensten Menschen und Erlebnisse gehabt.
Der Blick über den Königssee vom Malerwinkel Mystische Stimmung auf der Bootsfahrt nach St. Bartholomä Guten Morgen am Königssee. Der Eingang der Eiskapelle vor der Watzmann Ostwand. Über kleinere Felsen gelangst Du zum Eingang der Eiskapelle. Die Eiskappelle von oben. Im Hintergrund ist auch ein Wasser sichtbar. Es gibt noch ein zweites Schneefeld oberhalb der Eiskapelle Faszinierend: Die Struktur des Schneefeldes Mit Wanderschuhen klappt es nicht ganz so gut. Der Herbst gibt an diesem Tag noch mal alles am Königssee. Der Blick von der Anlegestelle des Königssee und damit von meinem Fenster im Frühstücksraum. Richtig guter Wandweg am Jenner. Viele sind bereits unterwegs zum Jenner-Gipfel. Der Zustieg zum Gipfel des Jenners fängt erst mal mit einer Treppe an. Mit diesem Blick wirst Du am Gipfel des Jenners belohnt. Der Königssee schlängelt sich zwischen den massiven bergen hindurch. Diese wundervolle Kulisse begleitet mich durch den Tag. Ein phantastische Ausblick beim Wandern Da wird mein Herz warm: Schützen-Klettersteig am Jenner Blick auf den Schützen-Klettersteig und das Tal Die Sonne verschwindet langsam hinter den Bergen. Endlich Fels unter den Fingern. Bouldern in der Nähe des Malerwinkel. Die Traverse ist nicht hoch, das geht auch ohne Crashpad.
Bis zum nächsten Mal, lieber Königssee. Ich habe noch einige Wandertouren und sofern Buddie vorhanden, die Klettersteige und die Watzmannshütte vor mir.
Infos zur Region, zur Schiffahrt und zur Jennerbahn findest Du auf auf dieser Website https://www.koenigssee.de. Wenn Du konkrete Fragen zu meinem Trip wie etwa Anreise, Unterkunft, Verpflegung oder anderem hast, kontaktiere mich gern.