Boboli

Florentiner Ruheoase: Giardino di Boboli

Eine meiner Ruheoasen im sehr trubeligen Florenz ist der Giardino di Boboli. Obwohl er ein Touristenmagnet ist, ist er selbst im Dezember ein Traum von einem italienischen Garten. Ein Garten, der so weitläufig ist, dass er auch Stille zulässt. Ich zeige dir eine der berühmtesten Parkanlage in Florenz mit meinen Augen. Verliere dich mit mir mitten im Winter in verträumten Seitenpfaden, vorbei an eleganten Skulpturen zu romantischen Gebäuden und wundervollen Panoramablicken.

Es ist ein sonniger Dezembernachmittag, als ich durch das prunkvolle Tor und den Innenhof des Palazzo Pitti schreite und den Eingang des dahinterliegenden Boboli-Gartens passiere. Es geht hinter dem Ticketschalter direkt bergan. Als ich durch das Tor schreite, öffnet sich mir der Blick auf die erste der großen Terrassen mit Blick auf das Amphitheater und den Obelisken hinaus bis zum Porzellanmuseum.

Boboli
Der Blick direkt am Eingang auf den Obelisken im Amphietheater.
Boboli
An mehreren Stellen hast du im Park traumhafte Stadtblicke.
Boboli
Auch der Blick in den Himmel ist schön.

Es ist, als ob am Tor der Trubel ausgesperrt wurde

Die ganze Parkanlage erstreckt sich auf verschiedenen Ebenen und ist bergan gebaut. Mehreren Terrassen mit mediterranen Pflanzen, breiten und schmalen Wegen, Skulpturen und Gebäude schaffen nicht nur tolle Ausblicke sondern auch eine verwunschene Atmosphäre.

Mich umfängt nach wenigen Schritten eine Stille. Es ist, als ob am Tor der Trubel in Florenz ausgesperrt wird. Kein permanentes Rauschen von Gesprächen der Touristen, keine Straßengeräusche und kein Hupen von Autos oder Vespas. Ich höre Vögel zwitschern, Rascheln von Ästen im Wind und einfach Stille.

Während direkt in diesem vorderen Teil rund um das Amphitheater die meisten Touristengruppen zu finden sind, führt mein Weg daran vorbei und Richtung der Limonaia. Wenn du bereits mit mir auf meinem Blog gereist bist, weißt du um meine große Liebe für Zitronen und Orangen und überhaupt alle Zitrusfrüchte Italiens. Dich dürfte mein erstes Ziel in der Parkanlage daher nicht überraschen.

Die Limonaia in Boboli

Zu meinem Leid sind im Winter die Zitronengärten nicht zu besichtigen und auch in die großen herrschaftlichen Gewächshäuser von 1778 darf kein Besucher hinein. Die Tore sind jedoch geöffnet, so dass ich zumindest von außen einen Blick in die mit Zitronen- und Orangenbäumen voll gestellten Hallen werfen kann. In unterschiedlichen Größen und Höhen und mit vielen Früchten bestückt strahlen sie in leuchtendem Gelb und Orange vor ihren typisch toskanischen Terrakottatöpfen.

In ein kleineres Gewächshaus mit den niedrigen Pflanzen kann ich direkt hinein blicken und erhasche eine frische Zitrusduftnote in der Nase. Ich bekomme eine leichte Ahnung von der Pracht und dem intensiven Duft wie es hier im Sommer sein muss.

Ich träume mich für einen Moment in ein voriges Jahrhundert und stelle mir vor, wie die Damen in ihren eleganten Kleidern durch die Pfade flanierten und die Gärtner in ihren groben Hosen und Stiefeln mit sanften Händen die üppige Pflanzenbracht pflegen. Ich greife zu einer prächtigen, strahlend gelben, reifen Zitrone, fühle die glatte Schale und atme den intensiven, spritzigen Duft ein. Ich öffne die Augen und stehe wieder im Dezember 2021.

Limonaia
Eine der kleineren Limonaia.
Limonaia
Hier stehen die kleinen Zitronen- und Orangenbäume.
Limonaia
Die große Limonaia ist leider verschlossen. Durch das offene Tor sehe ich die meterhohen Zitronenbäume.
Limonaia
Es duftet herrlich nach Zitrus.
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Viele kleine Tempel und Skulpturen lohnen einen Blick.

In diesem Teil des Parkes sind nur wenige Menschen unterwegs. Ich lasse mich von der Limonaia durch schmale, einsame Pfade treiben, vorbei an dem alten anmutigen Baumbestand. Im Sommer sind die schattenspendenden Büsche und Bäume Gold wert. Immer wieder finden sich hier versteckte vom Wetter gezeichnete weiße Steinbänke, Skulpturen und Statuen. 

Überall finden sich kleine Schätze und Ruheplätze

Am unteren Ende der Parkanlage ziert ein kleiner Teich den Platz. In der Mitte steht eine Fontäne, zahlreiche Steinbänke umspannen den Platz.  Bei meinem Besuch liegt dieser Ort in der Sonne. Die Wintersonne wärmt tatsächlich so stark, dass ich mich auf einer der Steinbänke setze, die Jacke ausziehe und die Strahlen auf der Haut spüren. Ich schließe die Augen und genieße einfach den Augenblick.

Es ist Zeit meine mitgebrachten Dolci zu verputzen. Genussvoll, mit der Sonne auf der Nasenspitze und dem Blick auf die Enten auf dem kleinen Teich, schmecke ich cremige Zitrone, pudderige zarte Füllung und einen fluffigen Teig und Puderzucker. Ein Traum der toskanischen Pasticceria. Von dieser Teichanlage führt eine breite, lange Zypressenallee entlang zahlreicher Steinstaturen hinauf Richtung Porzellanmuseum und Neptunstatur. Dies ist ein Weg, den kann man eigentlich nur anmutig entlang schreiten.

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Von der Teichanlage geht es diese Allee hinauf Richtung Porzellanmuseum.
Boboli
Am Rande des Parkes wartet diese kleine Oase mit Teich.
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Rund herum laden Steinbänke in der Sonne zur Pause ein.
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Zeit für meine Dolci 🙂
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Vom oberen Ende der Zypressenallee schweift der Blick über Florenz.

Der mehr als 32.000 Hektar große Park, angelegt im 16. Jahrhundert durch die herrschaftliche Familie der Medici, bietet so viele schöne Ecken, Wege, Plätze und Gelegenheiten den Menschen zu entfliehen und einfach nur Ruhe zu genießen, das ist an einem einzigen Tag nicht entdeckbar. Der Giardino di Boboli ist ein Ort zum Wiederkehren. Du kannst dich wieder und wieder in den kleinen Wegen verlieren oder dir auch einfach mit einer Picknickdecke, Proviant und einem Buch eine entspannte Zeit machen.

Auf geht es zum Porzellanmuseum

Neben den Zitronengärten sind zwei meiner weiteren Lieblingsorte das Porzellanmuseum mit seinem Garten und dem atemberaubenden Ausblick und das alte Kaffeehaus.

Das Porzellanmuseum findest du ganz oben, am Ende der Terrassen hinter dem Amphitheater und der Neptunfigur. Ich habe mich riesig auf den Besuch gefreut und wurde leider enttäuscht. Im Winter war es für eine Renovierung geschlossen. Es ist ein elegantes Gebäude in zarten Pastelltönen und hohen Flügeltüren ganz im Stil der Medici.

Direkt davor ist ein kleiner Rosengarten angelegt. Im Winter ist von seiner Magie nicht so viel zu spüren, aber was muss dieser Garten verzaubern, wenn im Sommer der gesamte Garten in einem Rosenblütenmeer versinkt. Ich stelle es mir richtig romantisch vor. Du gehst durch das Tor und bist umgeben von den farbigsten, vollsten Rosenblüten, im Hintergrund leuchtet der nicht weniger romantische rosafarbene Museumsbau und dahinter öffnet sich die weite Natur der Toskana.

Als Kirsche oben drauf wartet auf diesem Sahnestück des Parks der malerischste Panoramablick. Du siehst die Piazzale Michelangelo hinüber zur San Miniato al Monte am Horizont und eine toskanische hügelige Landschaft mit mediterraner Baumvielfalt wie sie eigentlich nur gemalt werden kann. Ich erlebe diese magische Aussicht während die Wintersonne langsam hinter die Hügel hinunter sinkt und das satte Grün der Gegend in ein intensives goldenes Licht taucht.

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Im Sommer ist es hier üppig grün und die Rosen blühen in aller Pracht.
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Aber auch im Winter ist es hier mit dem Panoramablick ein Traum.
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Das Porzellanmuseum leuchtet in der Sonne.
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Das Highlight: Der Panoramablick in die hügelige Toskana
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Der Park bietet zahlreiche sehr alte, vielfältige Baumarten.
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Neptun steht das ganze Jahr und genießt den Blick.
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Dieser Blick ist doch wunderschön.
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Neptun blickt auf das Amphitheater und die Stadt hinab.

Mein Weg zurück führt am Neptunsbrunnen vorbei zum Kaffeehaus. Tja, was soll ich sagen, meine drei Highlights in diesem Garten sind auch gleichzeitig meine drei kleinen Enttäuschungen. Ja, auch hier sind gerade Renovierungsarbeiten im Gang.

Ein Wiener Kaffeehaus mitten in Florenz

Dennoch kann ich einen Blick auf dieses historische Schmuckstück werfen und sehe vor meinen Augen die Damen des 17. Jahrhunderts mit feinstem, dünnen Porzellan ihren Kaffee vor den bodentiefen Fenstern einnehmen, den Finger elegant abgespreizt, vielleicht leise über eine Bemerkung kichern während der Kellner im eleganten schwarzen Anzug und gestärktem weißen Hemd auf einem ebenso feinen Porzellantellerchen ein Stück Wiender Sachertorte serviert.

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Das Kaffeehaus erinnert an Wien.

Leicht versteckt: Die Grotte von Buontalenti

Zum Ende meines Besuchs führt mich mein Weg Richtung Ausgang zur Grotte von Buontalenti. Diese ist nur mit einer Gruppenführung nach Anmeldung an ganz ausgewählten Zeiten zu besichtigen.

Aber der Blick von außen allein macht schon ziemlich etwas her. Sie ist über und über mit phantastischen, einzigartigen Stalaktiten überseht. Lasse den Blick über den gesamten Eingangsbereich wandern und nehme die einzelnen Figuren, Formen, die von der Natur oder von Hand gefertigten Kunstwerke war, die Wasserbecken und bemalten Kacheln. Sie ist ein Fest für die Augen.

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Auf dem Weg zum Ausgang verneigt sich Florenz in der Abendsonne.
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Die Grotte versteckt sich in einem Seitenweg.
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Der Blick von der Neptunsstatur aus.

Ich hoffe, mein virtueller Ausflug konnte dir ein wenig von dem Gefühl im Giardino di Boboli spazieren zu gehen, vermitteln. Vielleicht warst du auch bereits dort und das Lesen hat dich in Gedanken wieder dorthin gebracht.  

Informationen zur Parkanlage:

Daten zu Größe und Historie findest du in jedem Reiseführer. Daher hier nur noch ein paar kleine Rahmeninfos: Der Park hat vier Eingänge. Ich bin durch den großen Haupteingang direkt im Palazzo Pitti gegangen. Hier findest du auch einen Ticketschalter. Es lohnt sich vorher die Tickets online ohne Anstehen zu kaufen.

Es gibt im Park an mehreren Stellen saubere, kostenfrei Toiletten und Parkpläne, um sich zu orientieren. Ich war für meinen Ausflug drei Stunden in diesem Park, aber du kannst auch locker einen ganzen Tag verbringen.

Im Frühling und Sommer ist der Giardino ein Farbenmeer aus Grün von Wiese, Bäumen und Büschen und sämtlichen Farben von üppiger Blüte von Oleander, Rosen, Zitrusfrüchten und zahlreichen mediterranen Pflanzen, die in ihren Terrakottatöpfen um die Wette blühen. Romantik und Zauebr pur. Auch der Duft dieser Blüten muss traumhaft sein. Aber wie beschrieben ist auch im kargen Winter ein Besuch absolut empfehlenswert und ein Ort zum Auftanken und Genuß.

Palazzo Pitti
Der Eingang geht durch den Palazzo Pitti.
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An vielen Stellen findest du über die Tafeln Orientierung.
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… und Aussicht auf Florenz.
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Kleine Schätze verstecken sich auch in den Decken.

Tickets und Informationen findest du auf diesen Seiten:

https://www.ticketsflorence.com/de/eintrittskarten-f%C3%BCr-museen-florenz-uffizien/boboli-garten

https://www.florence-museum.com/de/boboli-garten-eintrittskarten.php

https://www.visitflorence.com/florence-museums/boboli-gardens.html

Noch mehr Toskana?

Der nächste Ausflug führt dich nach Montalcino oder Pienza. Nach so viel Laufen bist du hungrig? Dann schau mal in mein Rezept für toskanische Pici oder Pappardelle.

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Im Bobolipark kannst du dich stundenlang einfach verlieren.
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Eine herrschaftliche Parkanlage mit altem Baumbestand und vielen Kunstwerken.
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Ein Gewächshaus mit Ziehbeeten.
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Und Orangen und Mandarinen in üppiger Blüte.
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Einfach mal irgendwie abbiegen und durch die Wege schlendern.